
© Manfred Thomas
Sport: Ein Qualitätsunterschied
Turbines Fußballerinnen unterlagen mit 0:3 (0:2) deutlich dem 1. FFC Frankfurt
Stand:
Fatmire Bajramaj lächelte, und sie verteilte anerkennende Kommentare. Bei jenen Spielerinnen, die für Bajramajs ehemaligen Verein Turbine Potsdam aufliefen, sah sie „einige Phasen, wo sie gezeigt haben, was sie draufhaben“. Potsdam habe eine sehr junge Mannschaft, da fehle noch die Erfahrung, sagte die Nationalspielerin, die 2011 aus der Landeshauptstadt nach Frankfurt gewechselt war.
Die Bundesliga-Fußballerinnen vom Main hatten bei ihrem 3:0 (2:0)-Sieg am Sonntag im Karl-Liebknecht-Stadion nicht nur die Erfahrung voraus. Sie wirkten präsenter, selbstbewusster und zielstrebiger, als sie Turbine vor 3030 Zuschauern die erste Punktspiel-Niederlage der Saison beibrachten. Die Basis des Erfolges legten sie zu Beginn der beiden Spielhälften. Das 1:0 für die Gäste durch Simone Laudehr fiel bereits nach 70 Sekunden, das 3:0 drei Minuten nach Wiederanpfiff durch Bajramaj. Zu psychologisch ungünstigeren Zeitpunkten konnten für Turbine die Gegentreffer kaum fallen, die Selbstsicherheit schmolz so schnell, wie der erste Schnee vom Rasen verschwunden war. Auch Frankfurts Trainer Colin Bell fand: „Wir haben in sehr günstigen Momenten die Tore gemacht.“
Den Unterschied zwischen beiden Top-Teams sah Turbine-Coach Bernd Schröder letztlich in der „Qualität der Einzelspielerinnen“. Da war beim 0:1 Simone Laudehr schon wach, als in der ersten Minute die Ecke von Dzsenifer Marozsan in den Strafraum segelte und sich keiner für die einköpfende Nationalspielerin zuständig fühlte. Da hatten nach 36 Minuten, als Potsdams Torhüterin Ann-Katrin Berger eine Bogenlampe von Marozsan mit Mühe hielt, schon alle abgeschaltet – außer Celia Sasic, die per Kopf zum 0:2 abstaubte. Auch beim 0:3 behielt Bajramaj nach Sasic-Zuspiel den Kopf oben und verlud die junge Potsdamer Torhüterin, die insgesamt wenig Sicherheit ausstrahlte. Frankfurt sei „unglaulich effektiv“, fand Spielmacherin Julia Simic. Auch sie erwischte nicht den besten Tag, wurde nach 63 Minuten ausgewechselt.
Auch sonst waren die Gäste, mit einem Durchschnittsalter von 26 Jahren rund fünf Jahre älter als die Gastgeber, in den richtigen Momenten auf der Höhe. Sie entschieden die meisten Zweikämpfe für sich, das Umkehrspiel lief schneller und präziser, der finale Pass meist zwingender.
Die Potsdamer Chancen in der ersten Hälfte resultierten weitgehend aus Freistößen. Simic (17.) und der 30-Meter-Knaller von Tabea Kemme (41.) waren eine recht sichere Beute für Desirée Schumann, eine von fünf Ex-Turbinen im Frankfurter Trikot. Erst nach 56 Minuten ging ein Raunen durchs Stadionrund: Lea Wälti verzog knapp aus zehn Metern. Und weil in Spielen, wo nichts zusammenläuft, auch tatsächlich nichts zusammenläuft, landete die letzte echte Chance für Turbine am Pfosten: Pauline Bremer verlängerte eine Ecke von Antonia Göransson an die Torumrandung, zu diesem Zeitpunkt waren 68 Minuten gespielt.
Turbine ließ sich zwar auch danach nie hängen, drückte weiter auf den Anschlusstreffer. Die spielerischen Mittel reichten am Sonntag aber nicht aus, um die kompakt stehenden Frankfurter ansatzweise in Bedrängnis zu bringen. Wie die wenigen Chancen entstanden waren, das nahm Schröder auch als Anlass, die Offensive zu kritisieren. „Die Qualität unserer Stürmer war heute nicht da“, sagte Schröder. Vermutlich hätte die Qualität gegen die meisten Gegner sogar gereicht. Nur im fairen Top-Spiel waren die Unterschiede zu offensichtlich. Am 21. Dezember kommt Essen zum Jahreabschluss
Turbine: Berger; Mjelde, Draws, Kemme; Bremer, Elsig, Simic (63. Göransson), Wälti; Anonma (46. Nagasato), Hegerberg (72. Zietz), Evans.
Ingmar Höfgen
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