Landeshauptstadt: Ein Ranzen für Brasilien
Die Schüler der Zeppelin-Grundschule sammelten Hefte und Stifte für brasilianische Kinder
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Potsdam West - Wozu brauchen zwei brasilianische Profi-Fußballerinnen einen Schulranzen? Die 20-jährigen Turbine-Spielerinnen Cristiane Rozeira de Souza Silva und Paula Silva dos Santos sind doch eigentlich zu alt, um die Schulbank zu drücken.
Trotzdem freuten sich beide, als ihnen gestern Pia und Sarah aus der Zeppelin-Schule einen gepackten Ranzen schenkten – voll bis obenhin mit Heften und Stiften: „Für brasilianische Schulkinder, denen es nicht so gut geht wie uns“, erklärte die elfjährige Pia. Cristiane umarmte die Mädchen und drückte ihnen gerührt zwei dicken Küsse auf die Wange. Die Fünftklässlerin und ihre Mitschüler hatten für ihre Altersgenossen in dem südamerikanischen Land möglichst viele Schulmaterialien gesammelt.
Wenn Cristiane und Paula am 19. Dezember zu ihren Familien nach São Paulo fliegen, nehmen sie die Potsdamer Schultasche mit. Lehrerin Eva Friese, die Erfahrung mit Spendenaktionen hat, versichert ihnen: „Den Ranzen bekommen Sie ohne Probleme durch den Zoll“. Zumal Friese noch einen Zettel mit Schulstempel und Unterschrift an das Gepäckstück kleben will, auf dem groß „Spende“ stehen soll.
Die beiden Boten wissen zwar noch nicht genau, welche der vielen Schulen ihrer Heimatstadt denn nun den Ranzen samt Inhalt bekommt, aber sie hätten das schon eine ins Auge gefasst, sagte Paula: „Ganz bei uns in der Nähe, zwischen Cristianes Wohnung und meiner, gibt es eine große öffentliche Schule.“ Dass in solchen Schulen bis zu 30 Klassen mit oft mehr als 40 Schülern lernen, wissen die Zeppelin-Kinder bereits. Die beiden Gäste haben es ihnen erzählt.
Eingeladen hatte Eva Friese die jungen Sportlerinnen mit ihrer Dolmetscherin Renata Richter, weil ihre Klasse gerade an dem Projekt: „Fußball für Straßenkinder in Brasilien“ arbeitet. Eigentlich zwei Themen: Fußball und Brasilien, aber die ließen sich einfach gut verbinden, findet Friese. So nehmen ihre Schüler am internationalen Kreativ-Wettbewerb „Talente 2006 – die Fußball-Weltmeisterschaft an der Schule“ teil. Ihr Beitrag: Eine umfangreiche Dokumentation über den Potsdamer Frauenfußballtrainer Bernd Schröder mit persönlichem Interview. Und der trainiert ja auch die beiden Besucherinnen. Lehrerin Friese leitet das Doppel-Projekt, doch die Mädchen und Jungen dürfen „viel selbst entscheiden“. Zum Beispiel, ob sie lieber ein Essay über brasilianische Musik und Tänze erarbeiten wollen oder über den Alltag der Kinder, die dort leben: „Einige Schüler haben auch ganz viel Informationen über die Straßenkinder in Rio de Janeiro zusammen getragen“, so Friese.
Weil es zwar auch ein paar reiche Kinder in Brasilien gibt, aber eben „viele, viele arme“, wie Cristiane ihnen gestern bestätigte, haben die Kids in der vergangenen Woche einen Advents-Basar veranstaltet. Selbst gebastelte Kerzen und Filzsterne für den Weihnachtsbaum haben sie verkauft – für rund 50 Euro. Der Basar soll nun wiederholt werden: „Bis zum Ende des Schuljahres wollen wir 150 Euro schaffen“, so Friese. Vom Lehrer bis zum Hausmeister wollen alle helfen. Das Geld werde dann auf ein Konto zugunsten brasilianischer Straßenkinder überwiesen.
Und weil es beim Schul-Projekt auch um Fußball geht, konnten die Kinder mit den Profis gemeinsam spielen. Gegen Mittag verließen Cristiane und Paula die Schule wieder, um sich auf das Bundesliga-Punktspiel gegen den SC Bad Neuenahr am Abend vorzubereiten.
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