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Sport: Ein Riesenschritt voran
Das 3:0 über den USC Münster verschafft dem Volleyball-Bundesligisten SC Potsdam neue Perspektiven
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Manche Ereignisse lassen sich erst richtig bewerten, wenn sie im Lichte ihres historischen Hintergrundes zu sehen sind. Erstmals in seiner Geschichte bezwang der SC Potsdam vorgestern in einem Pflichtspiel einen namhaften Verein aus dem Oberhaus des deutschen Frauen-Volleyballs. Es ist nicht übertrieben, das klare 3:0 (25:23, 25:23, 25:20) der Potsdamerinnen über den USC Münster als Sternstunde zu bezeichnen, die dem Aufsteiger gleich auf mehreren Ebenen neue Perspektiven eröffnet.
Der zweite Saisonsieg, erspielt am Samstagabend vor 450 begeisterten Zuschauern in der Sporthalle Heinrich-Mann-Allee, kommt zwar noch keiner Vorentscheidung im Bemühen um den Klassenverbleib gleich (SC-Trainer Michael Merten: „Dafür ist es noch zu früh.“) Der in dieser Deutlichkeit so nie und nimmer erwartbare Erfolg über den deutschen Rekordmeister, davon darf nach den Reaktionen nach Spielende ausgegangen werden, nahm dem diesmal wahrhaft erstklassig kämpfenden und spielenden Team jedoch auf Schlag die Verzagtheit über die Serie von zuvor verlorenen sechs Spielen. Und sie verschafft der Marketingabteilung des Vereins die Möglichkeit, bei den nächsten Sponsorengesprächen sehr viel offensiver und zuversichtlicher als zuletzt zu argumentieren.
Zur erfreulichsten Erkenntnis des Abends wurde jedoch der sportliche Quantensprung, den die Spielerinnen des SC Potsdam hinlegten. Nichts erinnerte mehr an das gerade einmal zweieinhalb Wochen zurück liegende und in seinem Zustandekommen ernüchternde 2:3 gegen Alemannia Aachen. Es war sozusagen das Fehlen von zu vielen Fehlern und eine Offensivleistung, die sich nicht in eindimensionalem Draufhauen erschöpfte. Kristina Schlechter, Anika Zülow und insbesondere Ramona Stucki brachten viele taktische Angriffszüge „mit Auge“ zum Abschluss. Patricia Grohmann war eher für´s Grobe zuständig und kam bei den druckvoll gespielten Angriffen gegen den Block des USC Münster unerwartet oft zum Erfolg.
Als hätte es noch dieser finalen Geste bedurft, war es ausgerechnet Maren Brinker, die sich achtzig Minuten nach Spielbeginn aus dem Hinterfeld heraus verzweifelt einem verspringenden Ball hinterherhechtete ohne ihn noch zu erreichen. Die Stammspielerin der deutschen Nationalmannschaft wirkte vorher in mehreren Szenen so, als hätte sie Positionierungsprobleme am Netz. „Münster hatte heute sicher einen schlechten Tag. Wir haben das nutzen können“, freute sich SC- Assistenztrainer Volker Knedel.
Für beste Stimmung auf der morgigen Weihnachtsfeier dürfte nach diesem wahrhaften Coup gesorgt sein. Die Art und Weise, wie sich der SC Potsdam vorgestern selbst überraschte und beschenkte, rührte an. Wie sagte doch Ramona Stucki ? „Die Leute, die uns heute gesehen haben, kommen beim nächsten Mal garantiert wieder.“ Thomas Gantz
Thomas Gantz
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