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Guten Morgen. Aufstehen und fertig machen muss man sich überall.

© A. Klaer

Potsdamer Theaterprojekt mit Migrantinnen: Ein Ritual, neun Nationen

Karawanserei heißt das interkulturelle Frauenprojekt, das die Potsdamer Theaterpädagogin und Regisseurin Sabine Wiedemann nun zum zweiten Mal seit 2015 leitet und das sich zum Ziel setzt, Migrantinnen über das Theaterspiel das Erlernen der deutschen Sprache zu erleichtern. Dieses Jahr nahmen neun Frauen mit sieben verschiedenen Muttersprachen daran teil: Drei Syrerinnen, eine Togolesin, eine Filipina, eine Chinesin, eine Kasachin, eine Israelin und eine Deutsche.

Karawanserei heißt das interkulturelle Frauenprojekt, das die Potsdamer Theaterpädagogin und Regisseurin Sabine Wiedemann nun zum zweiten Mal seit 2015 leitet und das sich zum Ziel setzt, Migrantinnen über das Theaterspiel das Erlernen der deutschen Sprache zu erleichtern. Dieses Jahr nahmen neun Frauen mit sieben verschiedenen Muttersprachen daran teil: Drei Syrerinnen, eine Togolesin, eine Filipina, eine Chinesin, eine Kasachin, eine Israelin und eine Deutsche. Die Frauen waren zwischen 19 und 57 Jahre alt. Der Titel der neuen, rund 30-minütigen Werkstattaufführung lautet: „Auf- und Erwachen (im konkreten und weiteren Sinne)“. Am Samstagnachmittag wurde das Stück erstmals im Theater im Freiland aufgeführt.

Während die drei syrischen Frauen in der aktuellen Produktion aus ihrer Heimat vor Krieg und Verfolgung geflüchtet waren, sind die meisten anderen Migrantinnen im Laufe ihres Studiums nach Deutschland gekommen. Wie sehr sich ihr Alltag trotz unterschiedlicher Herkunft und Lebensumstände gleicht, zeigten sie auf der Bühne. Beim ersten kurzen Stück legten sich alle zum Schlafen auf den Boden, bis eine von ihnen einen wecker-ähnlichen Ton von sich gab. Nach dem Aufstehen machten sie alle in demselben Tempo die morgigen Handlungen, die über alle Nationen hinaus menschlich sind: Sich strecken, seufzen, noch müde sein, sich waschen, frühstücken. Dabei sprachen sie im Chor kurze Sätze wie „Sehe ich müde aus“ und „Die Haare müssen bald geschnitten werden“. Im imaginären Bad standen die Schauspielerinnen in einer Reihe im vorderen Teil des Bühnenraums und schauten, als sei ein Spiegel zwischen ihnen und dem Publikum. Zum Schluss stürzen sie wie ein Schwarm aus dem Haus raus und kehrten umgehend zurück mit dem gemeinsamen Schrei „Tasche vergessen“. Die zweite Szene war eine gekürzte Aufarbeitung des Stückes „Bernarda Albas Haus“ von Frederico Lorca. Auch hier standen nicht die Unterschiede zwischen den Frauen im Mittelpunkt, sondern ihr gemeinsamer Nenner: das Frau-Sein.

Die Idee der Theaterwerkstatt entstand 2013 aus der ehrenamtlichen Arbeit im der Flüchtlingsheim der Diakonie im Schlaatz. Seitdem kam die finanzielle Unterstützung aus unterschiedlichen Töpfen, bisher in erster Linie von der evangelischen Kirche. Von Juni bis Dezember 2016 wird das Projekt auch durch das Integrationsprogramm des brandenburgischen Kulturministeriums gefördert.

Die Zahl der Teilnehmerinnen ist ständig im Wandel, was der Lebenssituationen vieler von ihnen entspricht. Nach der Aufführung waren sich alle Schauspielerinnen einig, dass sie im September bei der nächsten Runde der „Karawanserei“ weiterüben wollen. Doch auch neue Teilnehmer seien immer willkommen, so Sabine Wiedemann. 

Geneviève Hesse

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