STICHWORT VILLA SCHÖNINGEN: Ein Scharnier zwischen der Potsdamer und Berliner Kulturlandschaft
STICHWORT VILLA SCHÖNINGEN Die Villa Schöningen bildet von der Glienicker Brücke aus das Entrée in die Landeshauptstadt. Die Villa wurde 1843 bis 1845 nach Plänen von Ludwig Persius errichtet und hat eine bewegte Geschichte.
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STICHWORT VILLA SCHÖNINGEN Die Villa Schöningen bildet von der Glienicker Brücke aus das Entrée in die Landeshauptstadt. Die Villa wurde 1843 bis 1845 nach Plänen von Ludwig Persius errichtet und hat eine bewegte Geschichte. Gebaut wurde sie im Auftrag von Friedrich Wilhelm IV. für den Hofmarschall Kurd Wolfgang von Schöning – weil der Bruder des Königs, Prinz Carl von Preußen, sich für den Ausblick vom Schloss Glienicke ein schönes Vis á vis wünschte. 1882 ging die Villa in den Besitz der jüdischen Bankiersfamilie Wallich über – Hermann Wallich, einer der Gründer der Deutschen Bank, hatte die Tochter des damaligen Besitzers geheiratet. Später wohnte Hermann Wallichs Sohn Paul mit seiner Familie in der Villa – doch diese Zeit hatte ein tragisches Ende: Nationalökonom Paul Wallich nahm sich nach dem Novemberpogrom 1938 das Leben. Nach Kriegsende 1945 zog zunächst die DDR-Gewerkschaft FDGB in die Villa, danach wurde sie als Kinderwochenheim genutzt. Es befand sich mit dem Bau der Mauer 1961 im Sperrgebiet, von hier überwachten russische Offiziere die Agentenaustausche auf der Glienicker Brücke. Doch auch wenn der Blick in den Westen zu DDR-Zeiten zugemauert wurde – der herausragenden Bedeutung der Villa Schöningen als Scharnier zwischen der Potsdamer und Berliner Kulturlandschaft, zum Weltkulturerbe gehörend, konnte das nichts anhaben. 1995 kaufte der Berliner Architekt und Unternehmer Dieter Graalfs die Villa Schöningen und mit seiner Akanthus Grundstücksgesellschaft das nebenliegende Grundstück. Bereits seit Wochen gibt es Proteste gegen die geplante Bebauung des Grundstücks neben der Villa – mit Verweis auf eine drohende Bausünde im Weltkulturerbe. Gerungen wird um die Auslegung des Bebauungsplans für die Nördliche Berliner Vorstadt. In dem Plan ist ein Baufenster auf dem Grundstück neben der Villa vorgesehen. Über die Auslegung entscheiden die Stadtverordneten: Sie haben von der Baubeigeordneten deshalb Stellungnahmen von Schlösserstiftung und Unesco zur geplanten Bebauung verlangt. Zudem wollen sie den städtebaulichen Vertrag, der mit Graalfs abgeschlossen werden soll, prüfen. Vorgelegt werden sollen die Stellungnahmen nach Willen der Stadtverordneten am Dienstag im Bauausschuss. SCH
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