Landeshauptstadt: Ein Schaufenster zum Klimawandel
Detlef Knuth fordert für Potsdam ein neues Museum, das Forschung und Wissenschaft sichtbar macht
Stand:
Herr Knuth, überall wird das Schreckgespenst der Geldknappheit heraufbeschworen und Sie fordern für das Jahr 2020 ausgerechnet einen Museumsneubau in Potsdam. Haben Sie keine Angst, ausgelacht oder beschimpft zu werden?
Visionen darf man zu jeder Zeit haben und meine haben durchaus auch einen realen Hintergrund. Ein Haus als Wissenschaftsschaufenster, das sich mit dem Klimawandel befasst, wäre bisher etwas Einmaliges auf der Welt und zu Potsdam würde es wegen seiner Forschungsinstitute hervorragend passen.
Wie sähe denn die Realisierung aus?
Neben den beiden Häusern Breite Straße 13 und 11, über die das Naturkundemuseum verfügt, ist noch Baufreiheit an der Ecke Lindenstraße. Das neue Museumsgebäude könnte dort direkt an der Breiten Straße das alte städtebauliche Ensemble wieder schließen.
Was sollte dieses Wissenschaftsschaufenster zeigen?
Es sollte eine moderne naturkundliche Dauerausstellung bekommen unter dem Titel „Natur im Wandel“, dazu Ausstellungen zu den Forschungsergebnissen der Klima-, Geo- und Nachhaltigkeitsforschung, aber auch zu anderen biologischen Forschungen. Es sollten regelmäßig Veranstaltungen zum Klimawandel und dessen Auswirkungen stattfinden. Es muss Plätze für die Studentenausbildung geben und die Möglichkeit, an aktueller Forschung teilzunehmen.
Und wie viel würde der Neubau kosten?
Es spielt natürlich eine Rolle, wann und wie gebaut wird. Man wird wohl mit 20 bis 30 Millionen Euro rechnen müssen. Diesen Bau kann sich die Stadt nicht allein leisten, aber die Beschäftigung mit dem Klimawandel ist schließlich von bundesweitem Interesse. Nur wenn Gelder der EU eingesetzt werden können, Unterstützung vom Land, von der Universität Potsdam und von den Instituten, ganz besonders vom Institut für Klimafolgenforschung kommt, hat so ein Wissenschaftsschaufenster eine reale Chance.
Und warum sollte es an das Naturkundemuseum angedockt werden, wie Sie es in Ihrer Vision vorsehen?
Es ist wichtig, dass wir in die Diskussion über Klima-Veränderungen – nicht zuletzt in der Mark Brandenburg – so viele Menschen wie nur irgend möglich einbeziehen. Das muss auf einer populärwissenschaftlichen Ebene geschehen. Hierbei verfügt das Naturkundemuseum über große Erfahrungen. Wie genau wissen die Menschen denn über den Klimawandel Bescheid? Nur wenn die Regierungen Druck durch ihre Wähler bekommen, tun sie etwas gegen die Erderwärmung.
Sie sind mit den jetzigen Ausstellungsmöglichkeiten unzufrieden?
Nicht unzufrieden, aber sie entsprechen nicht den aktuellen Anforderungen. Außer unserem Aquarium mit den Fischen Brandenburgs und der Sonderausstellung über „Biologische Invasionen in der Spur des Menschen“ können wir in unserem jetzigen Museumshaus eigentlich kaum noch etwas anderes zeigen. Die Räumlichkeiten für Veranstaltungen sind ziemlich beengt und für wissenschaftliche Arbeit ist zu wenig Platz.
Da bringt auch der Ausbau des Hauses Breite Straße 11 keine Entlastung?
Nein. Wir geben dafür ja die Hebbelstraße 1 auf. Im Gegenteil, wir haben sogar weniger Fläche zur Verfügung als vorher. Forschern über die Schulter zuschauen, das ist hier nicht möglich.
Für Letzteres gibt es ein großes Vorbild.
Ja, London hat sich gerade als Teil des Natural Historic Museum einen Wissenschafts-Kokon in moderner Architektur geleistet. Die Forschungs- und Wissenschaftsstätte wurde im September 2009 fertig, hat 78 Millionen Pfund gekostet und bietet die Möglichkeit, Wissenschaftler bei ihrer Arbeit zu begleiten.
So groß sind Ihre Visionen aber nicht?
Ich will selbst bei der Vision auf dem Potsdamer Pflaster bleiben. Der Standort-Vorteil wäre jedoch, dass hinter den Museums-Häusern Neubauten stehen. Man könnte also als Bindeglied moderne Architektur ohne Probleme einfügen. Vielleicht sogar als großen Wurf.
Das Gespräch führte Hella Dittfeld
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