Homepage: Ein schlauer Gegenspieler Google-Award für Uni-Informatikprofessor
Die ständige Veränderung macht das Aids-Virus zu einem gefährlichen und intelligenten Gegner. Doch in so einem schlauen Gegenspieler sieht Prof.
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Die ständige Veränderung macht das Aids-Virus zu einem gefährlichen und intelligenten Gegner. Doch in so einem schlauen Gegenspieler sieht Prof. Dr. Tobias Scheffer vor allem eines, die Herausforderung. „Um Erfolg zu haben, muss man dem Gegner immer einen Schritt voraus sein“, sagt Informatikprofessor Scheffer von der Universität Potsdam, der unlängst für seine Forschungsergebnisse über „maschinelles Lernen“ den Google Research Award in Höhe von 60 000 Dollar erhalten hat.
„Das spannende bei meiner Arbeit ist das ständige Spiel mit dem Gegner“, erzählt Scheffer, der im vergangenen Oktober einem Ruf nach Potsdam folgte. Seine Kontrahenten sind in erster Linie eigentlich Hacker und Viren im Internet. Um ihnen entgegenzuwirken, arbeitet er mit seiner Arbeitsgruppe an Softwaresystemen, die selbständig durch ihre Umwelt lernen können. Damit könnten sogar Vorhersagen getroffen werden, welche Viren künftig noch entstehen würden, sagt Scheffer. Wenn er über seine Arbeit spricht, wird Scheffer sehr leidenschaftlich. Dass er für seine Forschungsergebnisse sogar vom Anbieter der größten Suchmaschine der Welt ausgezeichnet wurde, erscheint dabei nur wie eine angenehme Nebensache. „Unsere Ergebnisse sind eben für Google relevant“, sagt er, ganz sachlich. Mit einer Forschungskarriere die von Berlin, über Sydney, Princeton und Saarbrücken reicht, ist das vielleicht auch gar nicht so verwunderlich.
Wenn er über die Erforschung von Viren und Hackern erzählt, blüht Scheffer auf. Es gebe immer mal wieder Angriffe von Hackern, die den Informatikprofessor noch überraschen würden. Seine Gegenzüge sind nicht weniger raffiniert. „Wir konstruieren einen Transfer von Vergangenheit und Zukunft“, erklärt er. Was im ersten Moment ein bisschen an einen Science-Fiction Film erinnert, sind eigentlich nur Algorithmen, die Modelle aus Daten gewinnen, und dann selbständig Vorhersagen treffen. So wie Scheffer davon erzählt, klingt es dann auch nur logisch, dass gewisse menschliche Attribute auch auf Computer übertragen werden können.
Und eben auch das HI-Virus, das zu der Immunschwächekrankheit Aids führt, könne auf ähnliche Weise bekämpft werden. Für einen Außenstehenden hört es sich erstaunlich an, dass dieses biologische Virus wie ein Computervirus behandelt werden kann. Schließlich gebe es eine entscheidende Gemeinsamkeit, denn auch bei HIV habe man es mit einem sehr wandelbaren Virus zu tun, erklärt der Informatikprofessor. Gemeinsam mit dem Bioinformatiker Thomas Lengauer vom Max-Planck Institut in Saarbrücken entwickelt er jetzt eine Software für Ärzte. Damit könnten Ärzte die Wirksamkeit von HIV-Therapien besser einschätzen, indem ein Programm analysiert, welche Kombination von Medikamenten besonders wirksam sei, sagt er. „Das optimiert das Ergebnis“, bestätigt Scheffer, und räumt damit auch Zweifel aus dem Weg.
Dem Gegner immer einen Schritt voraus sein, das ist ihm gelungen. „Man hangelt sich von einer Herausforderung zur nächsten“, sagt Tobias Scheffer. Und da flammt sie wieder auf, diese Leidenschaft dafür, den Gegner unbedingt auszuspielen. Susanna Maier
Susanna Maier
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