
© A. Klaer
Landeshauptstadt: Ein schwerwiegendes Geschenk
Ehepaar Dreßler übergab zwei einst gerettete Originalpfosten der Ladenbergbrücke an die Stadt
Stand:
Innenstadt – Je fünf Zentner wiegen die Sandsteinquader, die das Geländer der Original-Ladenbergbrücke abschlossen. Jahrelang zierten sie den Eingang zum Grundstück der Familie Dreßler auf Hermannswerder. Nun wurden sie der Stadt zurückgeschenkt und gestern in der Yorckstraße am neuen Ladenbergsteg wieder aufgestellt.
Der heute 83-jährige Roland Dreßler, damals noch Brunnenbaumeister mit eigener Firma, hatte die Steine bei Gründungsbohrungen für die Hochhäuser in Zentrum Ost entdeckt. Er ließ sie mit einem Dreibock auf einen Lkw hieven und nahm sie mit nach Hause. Eine eingemeißelte Inschrift im Stein und das Brückenbuch Nr. 17 bestätigen, dass es sich um die Originale handelt.
An das genaue Jahr, wann er die Steine fand, kann sich Dreßler nicht mehr erinnern. Es sei 1979/80 gewesen, meint er. Hätte er die Steine nicht mitgenommen, wären sie wahrscheinlich wieder im Untergrund gelandet. Dass man so etwas zurückgibt, wenn es wieder verwendet werden kann, um an den alten Zustand zu erinnern, sei Ehrensache, versichern die Dreßlers. Sie nehmen den Dank der Stadt durch Oberbürgermeister Jann Jakobs und durch den Vorsitzenden des Stadtkanalvereins Siegfried Benn sichtlich gerührt entgegen. So wie die Dreßlers haben eine ganze Reihe Potsdamer Kulturgut, das zerbrochen und zermahlen zum Auffüllen des Untergrunds in den Neubaugebieten verwendet wurde, gerettet.
Die Dreßlers haben Zeitungsartikel über die Arbeiten am Stadtkanal zu ihrem „schwerwiegenden“ Geschenk veranlasst. „Es blutet einem manchmal das Herz“, meint die 81-jährige Gretl Dreßler, „wenn man darüber nachdenkt, was in Potsdam zerstört worden ist.“ Nicht alles, meint sie, müsse aber wieder aufgebaut werden. Auch das Stadtschloss werde schließlich nicht der alte Originalbau sein, deshalb hätte auch das Fortunaportal als Erinnerung gereicht. Den Stadtkanal möchte sie allerdings gern in voller Länge wiederhaben. Viele Erinnerungen verbänden sich damit. „Hier“, sagt sie und deutet auf das Kanalufer in der Yorckstraße, „haben die Fischweiber gestanden und frische Ware verkauft.“ Sie selbst sei im Vierer durch den Kanal gerudert. „Das war verboten und am Ende stand da mein späterer Schwiegervater und hat uns angebrüllt.“ Das hat die Freude am Wassersport aber nicht getrübt, die Dreßlers sind immer noch mit ihm verbunden. Sie öffnen beim An- und Abrudern ihre „Apotheke“, um die Sportler zu bewirten. „Nicht zu verwechseln mit einer Kneipe“, betont Gretl, „das ist nur ein Service für die Sportler.“
Zum Geländer der Ladenbergbrücke haben einmal vier Schlusssteine gehört. Zwei rettete Roland Dreßler, ein Stein wurde vermutlich bei den Ausgrabungsarbeiten am Kanal gefunden, meint Ulla Völckers vom Bereich Stadterneuerung, nur der vierte fehlt. Die Ladenbergbrücke soll nicht wieder rekonstruiert werden, der jetzige Steg übernimmt weiter deren Funktion und wird 2010/11 an den alten Standort versetzt. Die Schlusssteine werden je am Stegende aufgestellt. H. Dittfeld
H. Dittfeld
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