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Sport: „Ein sensationeller Schuss“
Lara Dickenmann beobachtete Turbine Potsdam und will mit Lyon in der Champions League erneut siegen
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„Die kenn ich, gegen die habe ich schon gespielt“, platzte es am Montagnachmittag aus Tabea Kemme heraus. Die derzeit mit einer Schulterverletzung zwangspausierende Abwehrspielerin des Deutschen Frauenfußball-Meisters Turbine Potsdam hatte in der Halbzeitpause des Heimspiels gegen den USV Jena (3:1) gerade Lara Dickenmann im Vip-Raum des Karl-Liebknecht-Stadions gesichtet. „Was will die denn hier?“
Dickenmann war zur Beobachtung Turbines an den Babelsberger Park gekommen. „Ich bin hier als Übersetzerin für unseren Trainer dabei“, erklärte die Schweizerin, die mit Olympique Lyon am kommenden Sonntag im Hinspiel der UEFA Women’s Champions League die Potsdamerinnen um 19 Uhr im Stade de Gerland empfangen wird. „Wir rechnen dann mit 20 000 Zuschauern“, so Dickenmann, die die einzige deutschsprachige Spielerin des französischen Meisters und derzeitigen Liga-Zweiten ist. „Am Tag davor spielt unsere Männer-Mannschaft im Liga-Cup-Finale gegen Marseille, und wenn sie gewinnt, könnte das für zusätzliche Euphorie sorgen.“
Für Euphorie an der Rhone hatten die Olympique-Frauen Ende Mai 2011 gesorgt, als sie in London im zweiten Champions-League-Endspiel gegen Potsdam den Spieß umdrehten und nach der im Vorjahr in Getafe bei Madrid erlittenen 6:7-Niederlage im Elfmeterschießen gegen Turbine diesmal mit 2:0 gegen die Deutschen gewannen. Lara Dickenmann traf dabei fünf Minuten vor dem Abpfiff zum Endstand. „Es war ein sensationeller Schuss. Einmalig, alles hat zusammengepasst. Dazu kam das nötige Glück“, erinnert sich Dickenmann immer noch mit Glanz in den grünen Augen an ihren Treffer im Craven Cottage. „Es war eine perfekte Flanke und ich habe den Ball schön gestoppt. Dadurch blieb mir genügend Zeit für den Schuss.“ Wenig später verlängerte der aus Kriens bei Luzern stammende Blondschopf seinen Vertrag bei Olympique, wohin er 2008 vom FC Zürich gewechselt war, um ein Jahr und beantwortete damit alle Spekulationen über einen möglichen Wechsel zu Turbine Potsdam. Bernd Schröder, aber auch andere Vereine, hatten damals Jagd auf die Offensivspielerin gemacht. „Aber Olympique bezahlt die besten Löhne in Europa“, erklärte die 25-Jährige, die ab 2006 durch ein Businessstudium an der Ohio State University zwei Jahre in den USA für die New Jersey Wildcats, Jersey Sky Blue und Ohio State Buckeyes kickte, ehe sie nach Europa zurückkehrte.
„Die Bundesliga ist zwar die beste Liga in Europa, aber Olympic ist das beste Team“, glaubt Dickenmann. Gleich dahinter komme jedoch Turbine Potsdam. „Natürlich will Potsdam jetzt Revanche für die Niederlage im vergangenen Jahr, aber wir wissen seitdem, dass wir Turbine schlagen können“, so die Spielerin mit der Rückennummer 21, die von ihrem Coach Patrice Lair wegen ihrer stets positive Grundstimmung ebenso geschätzt wird wie wegen ihrer Beidfüßigkeit. In dieser Champions-League Saison traf sie zweimal – jeweils daheim beim 6:0 gegen Sparta Prag und 4:0 gegen Brøndby IF. Und im französischen Pokal-Viertelfinale daheim gegen den Zweitligisten Compiègne steuerte sie ein Tor zum 11:1 bei, mit dem sich Olympique am Ostersonntag auf die Partie gegen Turbine einstimmte.
Drei Tage vorher hatte Lara Dickenmann mit der Schweizer Nationalmannschaft in der EM-Qualifikation in Aarau mit 0:6 (0:3) gegen Deutschland verloren, nachdem sie zuvor an gleicher Stätte mit einem Tor zum 5:0 gegen die Türkei beigetragen hatte. Es war Dickenmanns 23. Treffer im 65. Länderspiel seit August 2002, und die Eidgenössin kann damit rechnen, von der neuen Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg auch für das nächste Länderspiel am 26. Mai daheim gegen Irland nominiert zu werden. Zuvor aber will die 1,65 Meter große Fußballerin mit Olympique am 17. Mai in München das Champions-League- Endspiel gegen den FFC Frankfurt oder Arsenal London zu bestreiten.
„Wir wollen Potsdam schlagen, ins Finale einziehen und dieses erneut gewinnen“, so Lara Dickenmann. Sie wünsche sich „dass wir am Sonntag möglichst viele Tore schießen und keins kassieren – das wäre ideal für das Rückspiel.“ Das wird am 22. April um 14 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion ausgetragen, das der Schweizerin bei ihrer ersten Stippvisite nach Potsdam am Montag gefiel. „Ein schönes Stadion, auch wenn der Rasen im Moment nicht so schön aussieht. Aber von der Stimmung und der Größe her finde ich es perfekt für Frauenfußball.“
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