Sport: Ein Sensei als Entwicklungshelfer
Der Karateka Jens-Fredo Sperling macht den Handball-Zweitligisten 1. VfL Potsdam fit
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Der Ursprung dieser Geschichte geht auf den 3. Dezember vergangenen Jahres zurück. Jens-Fredo Sperling sah sich auf Einladung des 1. VfL Potsdam an der Heinrich-Mann-Allee dessen Heimspiel gegen den HC Empor Rostock (31:31) an. Den Kontakt hatte VfL-Assistenztrainer Matthias Lessig hergestellt. Längst schon galt da vereinsintern als ausgemacht, dass der Aufsteiger in etlichen Partien der 2. Handball-Bundesliga Nord auch an körpersprachlichen Defiziten gescheitert war. Sperling, als traditioneller Karateka WM-Teilnehmer, Träger des 5. Dan und heute als Trainer im Stahnsdorfer Sportstudio „Fit 2000“ angestellt, machte sich Notizen und Gedanken: „Die Jungs sind damals mehr gelaufen und haben besser gespielt als der Gegner. Die Rostocker registrierten jedoch genau, dass einige Spieler einige Male zu oft die Köpfe haben hängen lassen“, erinnert er sich.
Sperling, der sich zur Vervollkommnung seiner sportlichen Fähigkeiten immer mal wieder längere Zeit in Tokio und Sapporo aufhielt und in Japan im Jahr 2002 zum Samurai ernannt wurde, ist mittlerweile tätig geworden. Gestern Abend traf sich der 44-Jährige im „Fit 2000“ bereits zum dritten Mal mit den VfL-Handballern zu einer für sie sehr untypischen Übungseinheit.
Es hat etwas ganz Spezielles, dem vielleicht 1,70 Meter großen Sensei (Karate-Meister) Jens-Fredo Sperling dabei zuzusehen, wie er Zwei-Meter-Männer wie Jaroslaw Galus, Victor Pohlack, Göran Böhm oder Christian Pahl mit der Methodik der fernöstlichen Kampfkunst dazu bringt, dass sie nach einer knappen Stunde sprichwörtlich im eigenen Saft stehen. Die gegenseitige Wertschätzung ist enorm. Für die außerplanmäßige Einheit am vergangenen Sonnabend bekam der Fitmacher am Ende Spontanbeifall von der Truppe. Er seinerseits achtet die VfL-Handballer als „Mannschaftskampfsportler“, die speziell in der Abwehr Schwerstarbeit zu verrichten haben.
„Ich hatte bislang kaum einen Bezug zum Handball“, verriet Sperling , der sich am vergangenen Freitag als Fernsehzuschauer während der WM-Eröffnungspartie zwischen Deutschland und Brasilien (27:22) nicht etwa zuvorderst für spektakuläre Tore interessierte. Nein, Sperling hatte meist einen Blick auf die Fußstellung der Spieler und deren sportartspezifische Bewegungsstruktur. „Ich bin da selbst Lernender“, sagt er und betont, dass es in der künftig immer zu Wochenbeginn anstehenden Übungseinheit darum geht, dass Zusammenspiel von Schnellkraft und Koordination zu perfektionieren und die Muskulatur der Spieler funktioneller als bisher zu machen. „Die Jungs sollen in den Punktspielen besser als bislang fähig sein, im richtigen Moment das Richtige zu tun. Daran arbeiten wir“, sagt Sperling, der als Sportpsychologe auf dem Gebiet der Erzeugung positiver Vorstartzustände bei Leistungssportlern diplomiert ist.
Am kommenden Donnerstag sind die VfL-Handballer ab 20 Uhr in der Ballspielhalle im Luftschiffhafen in einem Testspiel gegen den polnischen Vizemeister Zaglebie Lubin zu erleben. Vielleicht sind dann schon Fortschritte zu sehen.
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