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Landeshauptstadt: Ein Spiel für 53 Millionen Euro

Es wäre das wohl teuerste Frauenfußballspiel geworden, Potsdams Oberbürgermeister hat es abgesagt

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Die Stadt Potsdam verzichtet auf den Bau eines neuen Fußballstadions und will dafür das Karl-Liebknecht-Stadion modernisieren. Zwischen acht bis zehn Millionen Euro seien dafür nötig, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs gestern. Er wolle sich mit den Vereinen SV Babelsberg 03 und Turbine Potsdam an einen Tisch setzen und Lösungen für die Finanzierung finden. Zuvor hatte Jakobs dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, telefonisch mitgeteilt, dass Potsdam als Austragungsort einer Frauenfußball-WM 2011 nicht zur Verfügung steht. Damit erteilte er einem seit fünf Jahren diskutierten Stadionneubau an der Wetzlarer Straße zwischen Babelsberg und Waldstadt eine Absage. Die Kosten hätten mit bis zu 53 Millionen Euro den Rahmen gesprengt, so Jakobs.

Es wäre das wohl teuerste Frauenfußballspiel geworden: Denn lediglich eine Vorrundenpartie wäre in Potsdam ausgetragen worden. „Das hätten wir beim besten Willen nicht stemmen können“, so Jakobs. Die spätere Auslastung der 15 500 Zuschauer fassenden Arena wäre nicht gewährleistet, die Investitions- und Folgekosten für Potsdam zu hoch. Geplant war ein Stadionneubau an der Heinrich-Mann-Allee für 35 Millionen Euro zuzüglich der Kosten für Trainingsplätze, der sieben Millionen Euro für das Grundstück sowie der ebenfalls sieben Millionen Euro für den Weiterbau der Wetzlarer Straße.

Unterschiedlich beurteilt wurde die Absage seitens der Vereine. Bernd Kühn, Geschäftsführer von Turbine Potsdam, erklärte: „Das ist heute nicht der größte Tag für uns“. Der Verein werde sich aber der Entscheidung beugen. Kühn, selbst aktiv im Organisationsteam der Fußball-WM 2006, zeigte sich überrascht von den Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes für die Frauen-WM. Diese seien „eins zu Eins wie im Pflichtenheft der Männer“. Das sei nicht vorauszusehen gewesen. Diese Anforderungen hätten die Kosten für Potsdam explodieren lassen. Froh über die Entscheidung zeigte sich Ralf Hechel vom SV Babelsberg 03. Die Babelsberger, die das Karl-Liebknecht-Stadion bis 2042 in Erbbaupacht von der Stadt übernommen haben, sehen nun eine gute Zukunft für die Babelsberger Spielstätte. „Das Karli ist für die Landeshauptstadt angemessen“, sagte Hechel. In Zukunft müsste das Flutlichtproblem geklärt werden und das Rund um 747 auf dann 10 001 Plätze erweitert werden, um den Anforderungen für die eingleisige dritte deutsche Liga gerecht zu werden.

Der Ausbau des traditionsreichen Stadions in Babelsberg war jedoch das Problem, weswegen es nicht für die Frauenfußball-WM infrage kam. Probleme bereiten das Baurecht, der Welterbe-Status sowie der Lärmschutz. Einem Ausbau hätte nicht entsprochen werden können, so Jakobs. Daher müsse die Modernisierung nun im bestehenden Stadionformat verlaufen. „Das Stadion steht an einer Stelle, an die es eigentlich nicht gehört“, sagte Jakobs gegenüber Babelsberger Fans vor dem Rathaus. Keiner käme heute auf die Idee, dort ein Stadion hinzubauen. Doch es steht da und hat Bestandsschutz. Jedoch fällt die Erhöhung der Tribünen, eine komplette Überdachung sowie ein Drehen oder Verrücken des Stadions künftig aus. Dafür werde ein neuer B-Plan benötigt, und den werde man aufgrund der Anwohnerprobleme wohl kaum hinbekommen. Auch die Frage nach dem Flutlicht ist noch nicht geklärt: „Es wird sofort eine befristete Genehmigung erteilt“, so Jakobs. „Meines Wissens haben wir eine unbefristete Genehmigung beantragt“, entgegnete Hechel. Derzeit darf das Flutlicht wegen der fehlenden Baugenehmigung nicht eingeschaltet werden.

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