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Sport: Ein Spiel zum Nachahmen

Turbine Potsdam bezwingt im Frauenfußball-Klassiker den 1. FFC Frankfurt mit 2:1 und liefert als Mannschaft nicht nur eine starke, sondern auch eine erfolgreiche Vorstellung ab

Stand:

Sie verdrückte ein Tränchen, schaute in die Runde des Karl-Liebknecht-Stadions, aus der öfter ihr Name gerufen wurde, wartete auf die erste Frage des Fernsehinterviewers und bekam schon wieder feuchte Augen: Asano Nagasato, zweifache Torschützin beim 2:1 (1:0)-Sieg von Turbine Potsdam gegen den 1. FFC Frankfurt, stand die Freude nach dem Erfolg in diesem spannenden, hochklassigen Spiel noch länger ins Gesicht geschrieben.

Die 25-jährige Japanerin belohnte am Sonntag mit ihren beiden Toren in der 42. und der 60. Minute die gesamte Turbine-Mannschaft für eines ihrer stärksten Spiele in der letzten Zeit. Resolut und abgeklärt in der Abwehr, im Mittelfeld aggressiver und passsicher und mit Übersicht in den entscheidenden Situationen vor dem Tor – Turbine ließ bei den 3260 Zuschauern kaum Wünsche offen. Auch als die Kräfte nachließen und der Anschlusstreffer durch Simone Laudehr in der 79. Minute fiel, kämpften die Potsdamerinnen um jeden Ball und wehrten sich gegen jede Frankfurter Aktion. Turbine-Trainer Bernd Schröder freute sich über den verdienten Sieg und sprach von einer optimalen Mannschaftsleistung.

Am Erfolg der Potsdamerinnen gab es keinen Zweifel: „Der Gegner war besser“, das mache es einen Tick einfacher, die Niederlage zu verkraften, gestand Frankfurts Trainer Colin Bell. Er haderte vor allem mit der 42. Minute, als Nagasato das 1:0 traumhaft einschoss. Seine Spielerinnen schienen schon auf den Pausentee zu warten, als Genoveva Anonma auf die Torschützin passte, die mit einem trockenen Schuss unhaltbar in den oberen linken Winkel vollendete.

Nagasato setzte damit den Schlusspunkt unter eine intensive erste Spielhälfte, in der Turbine von Anfang an zeigte, dass sie nach dem 1:2 in Frankfurt im Juni 2014, das gleichbedeutend mit dem Ende der Champions-League-Träume war, noch etwas gutzumachen haben. „Wir hatten noch eine Rechnung offen“, sagte Turbines Mittelfeldspielerin Julia Simic. Auch damals spielte Turbine gut, machte aber die Tore nicht und wurde in der Nachspielzeit ausgeknockt. „Jetzt haben wir auch die Tore gemacht“, freute sich Simic.

Ensprechend hoch war die Motivation vor dem Anpfiff. „Wir wollten sie jagen, viel pressen, jeder kämpft für den anderen“, verriet Simic nach dem Abpfiff, mit welcher Einstellung der Sieger in die Partie gegangen war, „und wenn das klappt wie gegen Frankfurt, macht das richtig Bock und wird leichter mit der Zeit.“

Bis zur verdienten Führung war es für die Turbinen ein gutes Stück Weg. Trotz drückender 15-minütiger Turbine-Überlegenheit kreierte Frankfurt die bemerkenswerteren Chancen. Turbine-Torhüterin Anna Felicitas Sarholz musste dreimal klären (16., 17., 18.). Simic’ Bogenlampe, die in der 35. Minute knapp am Tor vorbeiflog, war die gefährlichste Turbine-Aktion – bis eben Nagasato kam. Ihr erster Abschluss war zu schwach (39.), der zweite, wenige Minuten später, saß.

Auch nach dem Wechsel ließ Turbine lange wenig zu. Eine Umstellung auf der rechten Seite – Tabea Kemme rückte von der Offensive in die Abwehr, Jennifer Zietz ging ins Mittelfeld, und die für die gelb-belastete Jennifer Cramer gekommene U 20-Weltmeisterin Pauline Bremer ackerte auf der rechten Seite – erhöhte erneut den Druck auf die Gäste. Es entwickelte sich ein echter Fight, bei dem auch nach Nagasatos zweitem Treffer nach Bremer-Flanke (60.) noch lange keine Vorentscheidung gefallen war.

Der Druck auf die Turbine-Abwehr nahm zu, aber lange brannte nichts an. Auch mehrere zweifelhafte Entscheidungen von Schiedsrichterin Marija Kurtes (Düsseldorf) zugunsten der Gäste brachten die Potsdamerinnen nicht aus dem Rhythmus. Bis zur letzten Sekunde der Nachspielzeit war höchste Konzentration und Aggressivität in den Zweikämpfen gefragt.

Dass Frankfurt bis auf den Treffer zum 2:1 nichts mehr gelang, war auch ein Verdienst von Inka Wesely. Die 23-Jährige, seit Saisonbeginn von einer Ersatzspielerin zur immer souveräner agierenden Abwehrchefin aufgestiegen, behielt stets die Übersicht. „Sie hat eine überragende Partie geboten“, sagte Turbine-Trainer Bernd Schröder, der nach dem Erfolg keinen aus der Mannschaft herausheben wollte und sogar das Wort „sensationell“ fallen ließ. Die langen Bälle, die die Frankfurterinnen gespielt haben, seien ihr entgegengekommen, setzte er zwar zu einer Einschränkung an. „Aber man muss das erst mal so spielen.“

Ein Satz, der sicher für die ganze Mannschaft gelten kann.

Turbine: Sarholz; Zietz, Wesely, Kulis; Kemme, Wälti, Cramer (46. Bremer), Andonova (81. Rauch); Simic (90+1 Deines); Nagasato, Anonma

Frankfurt: Schumann; Crnogorcevic, Laudehr, Kuznik (85. Ando), Huth; Tanaka (65. Fishlock), Garefrekes, Maroszan, Boquete, Islacker; Sasic

Tore: 1:0, 2:0 Nagasato (42., 60.), 2:1 Laudehr (79.)

Ingmar Höfgen

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