Landeshauptstadt: Ein ständiger Regentanz in Potsdam-West

Potsdam West - In der vergangenen Woche hatte die Potsdamer Grillstube mit einer großen Wasserlache zu kämpfen und musste ihre Türen mit Teppichen isolieren. Wegen der starken Regenfälle in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam es zu massiven Überschwemmungen in der Zeppelinstraße/Ecke Geschwister-Scholl-Straße. Es ist nicht das erste Mal, dass dieser Straßenabschnitt in Potsdam West überflutet wurde. Bei jedem stärkeren Regen rechnen die Anwohner damit, wieder durch flussartige Straßen waten zu müssen. Doch die Stadtwerke scheinen des Problems nicht Herr zu werden.

Schon im Juli 2012 sammelte sich an der Kreuzung das Regenwasser und bildete einen fast knietiefen See. Für die Potsdamer Grillstube hieß es dann Schotten dicht. „Letztes Jahr ist das Wasser bis in die Küche gekommen“, berichtet Seydi Aydim, der den Imbiss vor 16 Jahren zusammen mit seinem Bruder Ugur eröffnet hat. „Alle Fliesen haben sich abgelöst. Wir mussten zwei Tage schließen und renovieren.“ Die Kosten wurden von der Versicherung nicht übernommen, da der Wasserstand noch nicht über der Grenze für Hochwasserschäden war. Aydim verfasste einen Beschwerdebrief an die Stadt, auf den er aber keine Antwort erhielt.

Beim Regen in der vergangenen Wochen sorgte Seydi Aydim vor und schloss den Laden während des starken Regens ab, bevor er wieder vollkommen überschwemmt wurde. Trotzdem brauchte er wieder fast fünf Stunden und vier Mitarbeiter, um die Grillstube vom Wasser zu befreien. Kostbare Zeit, in der weder die Spielautomaten noch der Imbissverkauf Gewinn einbringen konnten. „Alles zusammengerechnet haben wir bestimmt 500 bis 600 Euro Verlust gemacht“, so Aydim. „Das zahlt mir keiner zurück.“

Neben der Potsdamer Grillstube mussten auch die öffentlichen Verkehrsmittel in diesem Bereich ihren Betrieb einstellen. „Zwei Stunden hat es gedauert, bis die Straßenbahn wieder fahren konnte“, berichtet der Besitzer des Spätkaufs an der Ecke zur Geschwister-Scholl-Straße kopfschüttelnd.

Wie die Verkehrsbetriebe bestätigen, konnte die Tram-Linie 91 am Dienstagabend von 22.08 Uhr bis 0.10 Uhr zwischen Platz der Einheit West und Pirschheide nicht verkehren. Zu den Ursachen für die wiederholten Überschwemmungen in der Zeppelinstraße äußert sich Stefan Klotz, Sprecher der für die Abwasserentsorgung zuständigen Energie und Wasser Potsdam (EWP), eher schwammig: „In Verbindung mit den starken Regenereignissen können vorhandene Regen- und Mischwassernetze kurzzeitig die überdurchschnittlich großen Regenmengen nicht ableiten. Dann kommt es zu Überlastungen der Kanalisation.“ Der Ausbau von Rückhalte- und Speichermöglichkeiten in den Netzen sei aber geplant.

Warum es konkret an der Kreuzung seit Jahren immer wieder zu Überschwemmungen kommt, geht aus seinen Aussagen nicht hervor. Man kann für Seydi Aydim und seine Familie nur hoffen, dass der Potsdamer Grillstube eine weitere Überflutung erspart bleibt. Sarah Kugler