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Landeshauptstadt: Ein stiller Sämann Gedenkgottesdienst für Widerständler

Bornstedt - Der Männer aus dem Offizierswiderstand gegen Hitler wurde gestern Nachmittag in einem Gottesdienst in der Bornstedter Kirche gedacht. Dabei kritisierte Friedhelm Wizisla, Pfarrer der Potsdamer Nordkirche, dass in dem amerikanischen Film „Valkyrie“ die Rolle des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg mit Tom Cruise besetzt wurde.

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Bornstedt - Der Männer aus dem Offizierswiderstand gegen Hitler wurde gestern Nachmittag in einem Gottesdienst in der Bornstedter Kirche gedacht. Dabei kritisierte Friedhelm Wizisla, Pfarrer der Potsdamer Nordkirche, dass in dem amerikanischen Film „Valkyrie“ die Rolle des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg mit Tom Cruise besetzt wurde. Ein Scientologe verkörpere jenen Mann, der sein Leben im Kampf gegen den Totalitarismus gegeben habe - dies sei „ein Skandal und ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen“, erklärte Wizisla von der Kanzel.

Der Tradition der Reihe entsprechend ging der Pfarrer in seiner Predigt auf eine Persönlichkeit aus dem Widerstand besonders ein. Er erinnerte an Helmuth James Graf von Moltke, dessen Geburtstag sich im März zum 100. Mal jährte. Moltke hatte sein Abitur 1925 am Potsdamer Realgymnasium abgelegt. Er wurde 1940 zum führenden Kopf des „Kreisauer Kreises", der gesellschaftliche Modelle für Deutschland nach einem Sturz Hitlers entwickelte und diskutierte. Er sei Anwalt und Vordenker einer demokratischen Ordnung gewesen, meinte Wizisla. Moltke nahm nicht an den Attentatsvorbereitungen teil, sondern verstand sich als „stiller Sämann“, dessen Saat nach seinem Tode aufgehen würde. Er wurde bereits Anfang 1944 verhaftet, am 11. Januar 1945 vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Plötzensee hingerichtet.

An den Gottesdienst schloss sich eine von Dieter Hasler geleitete Führung über den historischen Bornstedter Friedhof an, auf dem mit Kurt Freiherr von Plettenberg einer der Widerständler des 20. Juli 1944 begraben liegt. Der Generalbevollmächtigte des ehemaligen preußischen Königshauses hatte sich am 10. März 1945 aus einem Fenster des Gestapo-Gefängnisses in der Berliner Prinz-Albrecht-Straße gestürzt, um nicht unter der Folter die Namen seiner Gesinnungsgenossen im Kampf gegen Hitler zu verraten. Die Naziführung ließ in seinem Fall eine Bestattung zu, während sie sonst die Asche der hingerichteten Widerständler in alle Winde verstreute. An andere Männer des 20. Juli kann auf dem Friedhof deshalb nur durch Gedenktafeln erinnert werden. Dazu zählen Henning von Tresckow, Ernst von Harnack und Ulrich Freiherr von Sell.

Pfarrer Wizisla bekräftigte gegenüber PNN, dass die Reihe der Gedenkgottesdienste weiter fortgesetzt werden soll. Sie war 1984 durch Pfarrer Gottfried Kunzendorf begründet und mehr als zwei Jahrzehnte geleitet worden. In diesem Jahr stand der 76-Jährige krankheitsbedingt nicht zur Verfügung, hat aber beratend mitgewirkt. E. Hoh

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