Landeshauptstadt: Ein Stück angehaltene Zeit
Das besondere Potsdam-Geschenk unterm Weihnachtsbaum – Heute: ein persönliches Hörspiel
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Was einem geliebten Menschen schenken, der schon alles hat? Aber selbst bei offenen Wünschen gilt: Zu Weihnachten sollte es ein besonderes Geschenk sein. Das Fünferpack Socken oder die Brotschneidemaschine mögen gut sein für zwischendurch, im Schein der Weihnachtskerzen jedoch sind die Ansprüche höher. In einer kleinen Serie stellen die PNN besondere Potsdam-spezifische Geschenkideen vor. Heute: Ein ganz persönliches Hörspiel.
Geschichten, Märchen und Gedichte liegen normalerweise als Bücher unterm Weihnachtsbaum. Wäre es nicht schön, wenn Opa die Gutenachtgeschichte selbst erzählt? Oder die Liebste das Gedicht zart haucht – nur für den einen?
Ein ganz persönliches Mini-Hörspiel für einen ganz besonderen Menschen können Potsdamer am 15. Dezember ab 10 Uhr im Zentrum für Schickes Altern in der Lindenstraße 22 produzieren. Patricia Vester von Verbalart zeigt, wie es geht: In ihrer Hörspielwerkstatt spürt sie mit den Kursteilnehmern Geräusche und Klangbilder auf – „mit einem Diktiergerät und ohne großen technischen Aufwand“.
Darauf legt Patricia Vester viel Wert: Ihre Schüler sollen ihre eigene O-Ton-Geschichte verschenken: „O-Ton steht für Original!“ Und da sei es wie bei Fotos. Es gibt die Hochglanz-Bilder, die so stark retuschiert sind, dass die Personen darauf nicht mehr zu erkennen sind, erklärt die Verbalart-Chefin. So etwas will sie nicht. Sie will echte Stimmen aufs Band bannen oder auf die CD: „Gekichere und Hüsteln“ gehöre einfach dazu. Allerdings würden die Geschenk–Geschichten trotzdem noch vom Toningenieur ihrer Firma bearbeitet. Musik mischt der Fachmann dazu und die Geräusche, die für die Story wichtig sind, aber vor Ort am 15. Dezember nicht zu finden waren.
Wer also sein ganz persönliches Hörspiel am Heiligabend auf den Gabentisch legen will, muss ins Zentrum für Schickes Altern nur eine Geschichte, ein Märchen oder Gedicht mitbringen – „und natürlich Phantasie“, meint Vester.
Die brauche man, um ein Hörspiel zu entwickeln. Vester weiß, wie die unbedarften Geschichtenmacher mit der richtigen Dramaturgie die nötige Spannung in ihre Hörspiele bringen können. Schließlich sind Geschichten und Wörter ihr Beruf. Als Vorleserin Madame Flimmerlust aus dem Film-Museum kennen sie die Potsdamer oder aber als Organisatorin des Poetry-Slams in der Waschbar. Sind die zu verschenkenden Worte aufgenommen, muss die richtige Verpackung her. Das passende CD-Cover oder Booklet fertigt allerdings Vester persönlich an. Das fertige Geschenk soll zwar ein „Original“ sein, aber auch professionell gemacht. Wie die CD- oder Kassetten-Hülle später aussehen soll, bestimmt darum der Schenkende: Schließlich soll das gesamte Werk ein persönliches sein. Unter Vesters Anleitung gestalten die Hörspielkurs-Teilnehmer die Cover selbst – je nach künstlerischem Talent und Können reicht der Leiterin auch eine Skizze. Mit der Bearbeitung im Tonstudio sei die zu verschenkende Geschichte innerhalb von drei Tagen fertig. Da bleibt noch genügend Zeit, um das richtige Geschenkpapier und Schleifenband zu finden. Der dreistündige Kurs kostet 20 Euro. 15 Personen können daran teilnehmen. Unter der Tel.: (0331) 62 000 52 können sich alle, die zu Weihnachten ihre innere Stimme sprechen lassen möchten, anmelden.
In den Sommerferien will Patricia Vester übrigens eine Hörspiel-Werkstatt für Kinder veranstalten. Dann können sich die Potsdamer Enkelkinder für Opas Gutenachtgeschichte revanchieren – mit einer eigenen tollen Story. Ihrem sechsjährigen Sohn und dessen Freunden hätte es jedenfalls gefallen, gemeinsam ein Hörspiel zu fabrizieren, so Vester. Das Ergebnis sei „wunderbar“. Und vor allem auch ein Stück „angehaltene Zeit“.
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