Landeshauptstadt: Ein Stück „D-Zug“ für 9,99 Euro
Im Workshop „Bewohner signieren ihr Haus“ konnten die Anwohner der Neuendorfer Straße 10 bis 24 ihre Vorstellungen zur Fassadengestaltung einbringen
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Im Workshop „Bewohner signieren ihr Haus“ konnten die Anwohner der Neuendorfer Straße 10 bis 24 ihre Vorstellungen zur Fassadengestaltung einbringen Von Dirk Becker Am Stern - Leicht hatte es der Landschaftsarchitekt Manfred Dietzen am Dienstagabend nicht. Beim Workshop „Bewohner signieren ihr Haus“ im Bürgerzentrum SternZeichen wollte anfangs kaum jemand etwas von den Möglichkeiten der Fassadenverschönerung wissen. Den knapp 30 Anwohner der Neubaublöcke in der Neuendorfer Straße 10 bis 24 – die wegen ihrer Anordnung bei den Stern-Bewohnern auch „D-Zug“ genannt werden – waren erst einmal andere Dinge wichtig. Ausbesserung der Mauerschäden, neue Türen, Gegensprechanlagen, Isolierung und vor allem die „Verschönerung“ der katastrophalen Flure, die von „jugendlichen Rabauken“ regelmäßig beschmiert werden. Doch darum ging es hier nicht. Gemeinsam mit den Anwohnern will die Gewoba in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis StadtSpuren die grauen und tristen Wohnblöcke verschönern. Nach der Philosophie des österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser „Soweit der Arm reicht“, sollen die Bewohner ihren ganz persönlichen Beitrag zur Neugestaltung leisten. Damit das kreative Potenzial des Einzelnen aber nicht ungelenk die vier Wohnhäuser zu einer Villa Kunterbunt machen, sollte der Workshop Ideen der Anwohner sammeln und mit Vorschläge von Künstlern verbinden. So wurden drei Arbeitsgruppen gebildet – Bewohner, Nachbarn und Künstler – und gesammelt, was an Vorschlägen kam. Mit viel Geschick gelang es dann Manfred Dietzen die Bewohner in seiner Gruppe zu beruhigen und auf das Thema Fassaden zu lenken. Die Vorschläge kamen dann reichlich. Sie reichten von Grünpflanzen für die unteren Stockwerken, damit die Hemmschwelle für Graffiti-Schmierereien erhöht werde, bis zu großflächigen Landschaftsmalereien, wie sie gelegentlich an Häusern im Bayrischen zu finden sind. Diese „romantische“ Variante, wie Dietzen sie nannte, fand dann doch nicht die breite Zustimmung. Der Vorschlag, den Wohnblöcken entsprechend ihrem Spitznamen eine Zugfassade an der Straßenseite zu verpassen, schon eher. Erstaunlich war die große Bereitschaft der vorwiegend älteren Teilnehmer, auch an die Vorstellungen der jungen Bewohner zu denken, die bei diesem Workshop fast vollständig fehlten. Bei der abschließenden Diskussionsrunde einigten sich die Teilnehmer auf eine Gestaltung, die die vier Blöcke als eine Einheit verstehen soll. Die unteren Etagen sollen gedeckte Farben erhalten, die oberen Stockwerke dagegen hellere. Manchen schwebt sogar ein Sternenhimmel vor. Die Künstlergruppe, zu denen Fassadengestalter von art.fex und graco gehören, will nun die Vorschläge in Entwurfsskizzen verarbeiten. Bis Mitte Juni soll dann ein Jury den besten Entwurf auswählen. An einem Aktionstag im selben Monat, das genaue Datum steht noch nicht fest, sollen mit den Bewohnern erst Arbeiten vorgenommen werden. Die technische Sanierung der vier Blocks in der Neuendorfer Straße ist für den Herbst geplant. Wann der „D-Zug“ dann den neuen Anstrich bekommt, steht noch nicht fest – denn die Finanzierung ist bisher unklar. Ein Idee dafür besteht darin, die über 3000 Quadratmeter Fassadenfläche als „Planquadrate“ zu 9,99 Euro an Bewohner und Interessierte zu verkaufen.
Dirk Becker
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