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Landeshauptstadt: Ein Tag Kopenhagen

Die Friedrich-Ebert-Straße war gestern gesperrt – für den Filmdreh „Flame & Citron“

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Verkehrsmeldungen dieser Art könnten für viele ein großes Ärgernis bedeuten: „Wegen Dreharbeiten ganztägige Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Helene-Lange-Straße und Alleestraße für den Individualverkehr.“ Sie können aber auch wegen ihrer ausgesprochenen Nüchternheit die Neugierde von Filmfreunden entfachen.

Proteste von Autofahrern gab es am Drehort nicht. Der freundliche Helfer mit Verkehrsweste und Funkgerät gibt zunächst Entwarnung: Busse und Straßenbahnen, Fußgänger und Radfahrer dürfen passieren, Anwohner sowieso. Man wolle nur den Verkehrslärm beim Dreh möglichst vermeiden.

Auf der linken Straßenseite stehen bis hoch zur Polizeiwache die Fahrzeuge des Filmteams. Mehrere Laster, ein Berliner Doppelstockbus und – wohl am spektakulärsten – der schwarze LKW mit Auflieger von „Mama-Catering“, in dem eine Hightech-Küche den Filmleuten Versorgung und ein Flachbildschirm Unterhaltung anbieten. Früh am Morgen ist eine italienische Espressomaschine bei der Crew beliebt, davor ist ein komplettes Frühstücksbüfett aufgebaut.

Line Producer Arno Neubauer spricht über die Dreharbeiten. Sein Firma Wüste Film ist mit Filmen wie „Gegen die Wand“, „Solino“ oder „FC Venus“ bekannt geworden. Hier in Potsdam handelt es sich um die 6,3 Millionen Euro teure deutsch-dänische Koproduktion „Flame & Citron“, eine auf einer wahren Begebenheit beruhenden Geschichte über zwei dänische Widerstandskämpfer (PNN berichteten). Sie spielt 1944 in Kopenhagen. Unter Regie von Ole Christian Madsen agiert Bond-Bösewicht Mads Mikkelsen in der Hauptrolle. Er ist heute jedoch nicht am Set in der Friedrich-Ebert-Straße, dafür aber der deutsche Schauspieler Hanns Zischler und der Däne Thure Lindhardt.

Gerade einmal vier Minuten des Films werden an diesem Tag gedreht: „Zu vermieten“ steht am Balkon der Altbauwohnung, auf dem Scheinwerfer nach innen gerichtet sind. Die große Wohnung im Haus 69 steht derzeit leer und wurde von der Requisite so eingerichtet, wie man in Kopenhagen zur Zeit des Zweiten Weltkriegs gewohnt hat. Es ist der letzte Drehtag von 15, die der deutsche Teil der Produktion in Berlin und Potsdam zu bewältigen hat. Das Projekt wird vom Medienboard Berlin-Brandenburg gefördert und von Studio Babelsberg Motion Pictures koproduziert. Deshalb dreht man auch in Berlin und Umgebung. Insgesamt sind 44 Drehtage in Babelsberg, Prag und Kopenhagen eingeplant.

Die Zusammenarbeit mit der Stadt bei den Vorbereitungen für den Dreh in der Innenstadt klappte hervorragend, erzählt der Produzent. Es sei eben etwas anderes, ob man wie die Stadt Berlin mehrere Anträge pro Tag für eine Straßensperrung für Filmarbeiten zu bearbeiten hätte, oder nur einen alle paar Wochen wie in Potsdam. „Das spricht sich schnell herum unter Kollegen“, glaubt Neubauer. Der Line Producer schaut die Friedrich-Ebert-Straße hoch. „Eigentlich wollte die Stadtverwaltung zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, berichtet er, „und gleich eine Baustelle einrichten.“ Davon ist noch nichts zu sehen. Sein Film „Flame & Citron“, nach den Decknamen der Widerstandskämpfer benannt, kommt jedoch nächstes Jahr garantiert in die Kinos. Matthias Hassenpflug

Matthias Hassenpflug

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