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Landeshauptstadt: Ein Ton, der es in sich hat

Robert Schulze hat in Potsdam seine Werkstatt für Meistergitarren eröffnet

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Eine Warnung vorweg: Freunde hochwertiger Gitarren könnten nach einem Besuch bei Robert Schulze sämtliche Vorsätze über den Haufen werfen und ihre gesamten Ersparnisse in ein neues Instrument investieren.

Vor zwei Wochen hat der 28-jährige Schulze seine Gitarrenwerkstatt in der Benkertstraße eröffnet. „Atelier für Klang- und Holzgestaltung“ steht etwas kryptisch auf seiner Visitenkarte. Doch wer die Werkstatt betritt, in der Robert Schulze auch Beratungsgespräche mit Kunden führt und man seine Gitarren anspielen kann, wird von einer angenehmen Übersichtlichkeit empfangen. An einem der Fenster steht die Werkbank, in einer Ecke zwei Sessel und ein Tisch, dazu ein paar Schränke. An einer Wand hängen Gitarren. Dass dieser Raum erst vor kurzem bezogen worden ist, merkt man ihm an. Von dieser gewissen Gemütlichkeit, die solche Werkstätten auf Außenstehende ausüben, ist hier noch nicht viel zu spüren. Doch strahlt dieser Raum die Ruhe aus, in der in Handarbeit und mit dem Willen zur Perfektion Instrumente aus Meisterhand entstehen können. Es war diese Atmosphäre, die Robert Schulze dazu bewog, Gitarrenbauer zu werden.

Im Fernsehen sah er eine Dokumentation über den traditionellen Instrumentenbau im vogtländischen Markneukirchen. „Als eine Werkstatt gezeigt wurde, ein Meister an seiner Werkbank, vertieft in den Bau eines neuen Instrument, wusste ich, dass ich genau das machen will“, sagt Robert Schulze. Der 18-Jährige bewarb sich an der Schule für Musikinstrumentenbau in Klingenthal. Sein jahrelanges Gitarrenspiel und seine ersten Erfahrungen mit Tischlerarbeiten sicherten ihm einen der begehrten Ausbildungsplätze. Im Jahr 2002 absolvierte Robert Schulze als Jahrgangsbester die Gesellenprüfung. Das bedeutete: Teilnahme am Bundeswettbewerb der jungen Zupfinstrumentenbauer. Diesen Wettbewerb verließ Robert Schulze als Sieger. „Dieser Erfolg war eine Bestätigung, dass der von mir gewählte Weg der richtige war.“ Doch noch war er nicht bereit, sich selbständig zu machen, wollte er noch ein paar Erfahrungen sammeln. Robert Schulze ging für ein vierjähriges Studium des Zupfinstrumentenbaus nach Markneukirchen. „Wir waren über 30 Studenten und wurden von zwei hervorragenden Meistern betreut.“ Fast jeder Tag war geprägt von Erfahrungsaustausch und neuen Ideen. „Von dieser Atmosphäre profitiere ich bis heute.“

Heute, das ist die Selbständigkeit in einem Handwerk, in dem man sich erst einen Namen machen muss, um auch genug Instrumente verkaufen zu können. Diesen Namen hat Robert Schulze noch nicht. Doch er ist sich sicher, auf dem besten Weg zu sein. „Ich hebe mich mit meinen Instrumenten von der Masse ab.“ Wer in seine Werkstatt kommt, erhalte eine kompetente Beratung nicht nur vom Gitarrenbauer sondern auch vom Gitarrenspieler Robert Schulze. „Bei mir kann sich jeder sein Instrument maßschneidern lassen.“ Derartige Maßarbeit hat seinen Preis. Mindestens 2000 Euro muss investieren, wer ein handgebautes Instrument von Robert Schulze besitzen möchte. Für sein Topmodell müssen über 5000 Euro gezahlt werden. Doch Meisterkonzertgitarren sind nur ein Teil seines Angebotes.

Robert Schulze baut auch Westerngitarren und wenn ein Kunde es wünschen würde auch E-Gitarren. Daneben repariert er was sich an solchen Instrumenten reparieren lässt und verkauft günstige Schülerinstrumente aus fremder Produktion und das übliche Zubehör wie Saiten. Aber warum hat der gebürtige Torgauer Robert Schulze seine Werkstatt ausgerechnet in Potsdam eröffnet?

„Meine Frau stammt aus Potsdam“, sagt Robert Schulze. Während seines Studiums ist er nach Potsdam gezogen und hat in den folgenden Jahren seine Selbständigkeit vorbereitet, hat mit der Musikschule gesprochen, mit den Inhabern des Musikhauses Potsdam und der Musikalienhandlung Böhlke. Und er hat die Zeit genutzt, um Instrumente zu bauen. Etwa 150 Instrumente, hauptsächlich Konzertgitarren, hat er bisher gebaut. Einige hängen jetzt in seiner Werkstatt und schon auf den ersten Blick erkennt man die Liebe fürs Detail. Dabei konzentriert er sich darauf, zur Geltung zu bringen, was das Holz mit seinen unterschiedlichen Maserungen schon an Schönheit mitbringt. Doch das Entscheidende an einem solchen Instrument ist der Klang, sagt Robert Schulz.

Um diesen zu erleben, empfiehlt sich ein Werkstattbesuch. Aber gleichzeitig sei davor auch gewarnt. Denn der Ton einer Gitarre von Robert Schulze hat es wirklich in sich.

Atelier für Klang- und Holzgestaltung, Benkertstraße 1, geöffnet montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr. Terminabsprache unter Tel.: 0176 217 66 235.

Dirk Becker

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