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Aus dem GERICHTSSAAL: Ein totaler Reaktionsausfall

Unfall in Maulbeerallee wäre vermeidbar gewesen

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Aus dem GERICHTSSAALUnfall in Maulbeerallee wäre vermeidbar gewesen „Ich kann mir nicht erklären, wieso der Opel-Fahrer nichts gegen die ständig größer werdende Gefahr einer Kollision unternommen hat“, rätselte der Kfz-Sachverständige Karsten Laudien (46) am gestrigen zweiten Tag im Prozess um den tödlichen Unfall in der Maulbeerallee im Bornstedter Feld. In der Nacht des 26. Februar 2005 wurde hier die 20-jährige Helen A. auf ihrem Fahrrad von einem betrunkenen, mehrfach vorbestraften Autodieb mit hoher Geschwindigkeit von hinten erfasst. Der Mann am Steuer beging Fahrerflucht. Die Studentin erlag sechs Tage später ihren schweren Verletzungen. Seit dem 24. Oktober muss sich der 26-jährige Reno G. unter anderem wegen fahrlässiger Tötung vor dem Landgericht verantworten (PNN berichteten). Laudien, der von der Staatsanwaltschaft mit der Rekonstruktion des Unfallhergangs beauftragt wurde, berichtete, der von dem Angeklagten am Vorabend Am Alten Rad gestohlene Opel Kadett sei mit einer vorschriftsmäßigen Bremsanlage ausgerüstet gewesen. Wieso der Arbeitslose Helen A., die mit einer Kommilitonin in Richtung Innenstadt radelte, nicht bemerkt haben will, weshalb er auf Warnungen seiner auf dem Beifahrersitz befindlichen Freundin nicht reagierte, sei kaum nachzuvollziehen. Möglich sei, dass ein in Höhe der Orangerie mit Beleuchtung und eingeschalteter Warnblinkanlage stehender VW eines Sicherheitsdienstes die Rücklichter der Fahrräder optisch verschluckt habe. Dem widerspräche allerdings die Wahrnehmung der Beifahrerin des Angeklagten, die am ersten Prozesstag ausgesagt hatte, sowohl die Rückleuchten der Räder als auch das am Straßenrand stehende Fahrzeug, das der Angeklagte ebenfalls touchierte, schon aus großer Entfernung bemerkt zu haben. Hätte Reno G. die an dieser Stelle vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern eingehalten, wäre es ihm möglich gewesen, den Unfall zu vermeiden. Selbst wenn er sich rechtzeitig zum Bremsen entschlossen hätte und sein eigenes Tempo, das laut Aussage der Beifahrerin zwischen 80 und 100 Stundenkilometern lag, dem des Zweirades angepasst hätte, wäre nichts passiert, so Laudien. Zudem hätte er ohne weiteres ausweichen können – falls kein Gegenverkehr geherrscht habe. „Das war ein totaler Reaktionsausfall des Opel-Fahrers“, so der Gutachter. Der Polizeibeamte Marco H. (28) nahm den Angeklagten und seine Freundin wenig später in der Potsdamer Straße fest. „Das Pärchen ging Hand in Hand, als käme es aus der Disko. Allerdings blutete der Mann im Gesicht“, erzählte der Polizeizeuge. Reno G. habe ihm versichert, kurz zuvor in eine Schlägerei in Golm verwickelt gewesen zu sein. Die Verhandlung wird am Montag fortgesetzt. Hoga

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