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Homepage: Ein unsichtbarer Umlauf Auswirkung und Umfang von Schattenwirtschaft

Welche Einflussmöglichkeiten hat die Politik auf die Schattenwirtschaft, und wie groß ist deren Umfang überhaupt? Kann die Politik Schwarzarbeit, Sozialbetrug und Steuerhinterziehung unterbinden, oder reagiert sie lediglich auf Missstände, die sie sowieso nicht beeinflussen kann?

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Welche Einflussmöglichkeiten hat die Politik auf die Schattenwirtschaft, und wie groß ist deren Umfang überhaupt? Kann die Politik Schwarzarbeit, Sozialbetrug und Steuerhinterziehung unterbinden, oder reagiert sie lediglich auf Missstände, die sie sowieso nicht beeinflussen kann? Etliche Tabellen, Analysen und Stichproben haben Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler bei einem Symposium unlängst an der Universität Potsdam dargestellt und ausgewertet. Es ging nicht nur darum, wie Staat und Steuerbehörde betrogen werden. Die Wissenschaftler interessierten auch Perspektiven für eine sinnvolle Steuer- und Sozialpolitik.

„Natürlich ist es ein Problem, dass wir letztlich keine klaren Daten haben“, stellte der Initiator des Symposiums, Prof. Hans-Georg Petersen, fest. Das läge in der Natur der Sache, schließlich gehöre es zum Wesen der Schattenwirtschaft, dass sie erst einmal nicht sichtbar sei. Deshalb greifen Wissenschaftler auf „Laborversuche“ zurück. Sie befragen Studenten oder andere Testpersonen nach ihrem Verhalten in einer vorgegebenen Situation. Dass so nur eine begrenzt aussagefähige Simulation zustande kommt, ist Petersen klar. Trotzdem versuchen die Wirtschaftswissenschaftler zunächst einmal mit Formeln und mathematischen Konstruktionen dem Phänomen beizukommen.

„Steuerhinterziehung zu bekämpfen ist eine kostenintensive Angelegenheit, weil die einzelnen im Versteckten agieren“, erklärte die Wirtschaftswissenschaftlerin Cécile Bazart. Bei ihrer Studie ist sie einmal davon ausgegangen, dass alle Teilnehmer gesetzestreu sind und vollständige Angaben machen, das andere Mal davon, dass betrogen wird. Wie viel der einzelne tatsächlich verdient, könne zwar niemand genau wissen, erläutert Petersen. Aber die Höhe des Gesamteinkommens könnten Steuerbehörden aufgrund von Lohnangaben aus Unternehmen und der Berechnung von hergestellten und verkauften Waren ermitteln. Aus der Differenz zu den gezahlten Steuern ergäben sich die hinterzogenen Steuern. Wenig überraschend, aber durchaus hoffnungsfreudig, ermittelt Cécile Bazar, dass Skepsis bei Steuerangaben angebracht sei. Es könne auch aufgrund von Strafandrohung durchaus ein Lerneffekt bei den Steuerpflichtigen eintreten. Damit ergebe sich für die gesamte Gesellschaft eine Entwicklung in Richtung Steuerehrlichkeit.

Nicht nur der Laborversuch mit Studenten führte die Wissenschaftler zu diesen Erkenntnissen, sondern auch die reine Logik. Ein Markenzeichen der Schwarzarbeit sei, dass sie auf Bargeld angewiesen ist, stellt Petersen fest. Also müssten die Wissenschaftler den Umlauf des Geldes beobachten. Die Umlaufgeschwindigkeit wäre bekannt, anderes könne gefolgert werden. Es gebe einen zwölfmonatigen Lohnrhythmus, der in der Schattenwirtschaft fehle. Diese sei dennoch wichtig. „Die Schattenwirtschaft fungiert bei steigender Arbeitslosigkeit als Aufnahmebecken,“ stellt Petersen fest.

Lars Feld wiederum hat in einer Studie festgestellt, dass Strafandrohungen und Abschreckung kaum einen nachweisbaren Effekt auf die Schwarzarbeit hätten. Wirksamer wären Minijobs mit geringerer Besteuerung und bessere Einstiegsmöglichkeiten für untere Lohngruppen in den Arbeitsmarkt. Petersen merkte dazu aber an, dass dies zu einer Ausdehnung des Niedriglohnsektors führe und die Gefahr berge, dass untere Lohngruppen ausgebeutet würden. Richard Rabensaat

Richard Rabensaat

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