
© M. Burkart
Homepage: Ein vibrierendes Pink Die Zierliche Götterblume
Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.
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Im Botanischen Garten der Uni Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.
Die kalifornische Botanikerin Alice Eastwood war schon deutlich über 70 Jahre alt, als sie bei einer Exkursion im Zion-Canyon in Utah 1933 eine neue Pflanzenart fand. Sie gab ihr den wissenschaftlichen Namen Dodecatheon zionense. Wie alle Vertreter der Gattung Dodecatheon („Zwölfgötterblume“ nach den zwölf griechischen Hauptgottheiten) hat sie nach unten gerichtete Blüten, deren Blütenblätter beim Öffnen nach oben zurückklappen. Sie erinnern dadurch an Alpenveilchen, und wie diese gehören auch die Götterblumen zu den Primelgewächsen. Die relativ großen Blätter und kleine, gestielte Drüsen im Blütenstand erschienen Eastwood ausreichend als Abgrenzungsmerkmale gegen andere Arten. Erst 1986 wurde ihr Neufund von einem anderen Botaniker als Varietät der in den westlichen USA weit verbreiteten Zierlichen Götterblume (Dodecatheon pulchellum var. zionense) klassifiziert.
Die leuchtend pinkfarbenen Blüten der Götterblumen werden von Pollen sammelnden Hummeln bestäubt. Unter der Blütenöffnung sitzend, bringen sie durch kräftiges Summen die Blüte zum Vibrieren und schütteln so den Pollen heraus. Damit das gut funktioniert, sind die Staubgefäße nach unten gestreckt und liegen eng zusammen. Einen ganz ähnlichen Blütenbau findet man bei den schon erwähnten Alpenveilchen, aber auch bei vielen Nachtschattengewächsen wie zum Beispiel der Tomate. Man spricht von konvergenter Evolution, also gemeinsamer Anpassung, die die Vibrationsbestäubung parallel in stammesgeschichtlich nicht direkt verwandten Pflanzengruppen hervorgebracht hat. Nektar gibt es in diesen Blüten in der Regel nicht.
In ihrem allgemeinen Bau ähneln die Götterblumen (etwa 17 Arten) sehr der nahe verwandten großen Gattung Primula, den Primeln (über 400 Arten), die aber anders bestäubt werden. Die enge Verwandtschaft wurde vor einigen Jahren auch molekulargenetisch bestätigt. Besonders eng war sie mit einer seltenen nordamerikanischen Primelart, mit der die Götterblumen sogar die Blütenfarbe gemeinsam haben. Dies legt nahe, dass sie sich aus genau diesem evolutionären Ast der Gattung Primula entwickelt haben.
Die Pflanzensystematik strebt Gruppenbildung mit einheitlicher Abstammung an. Die auch äußerlich sehr einheitliche Gattung Dodecatheon erfüllt dieses Kriterium, nicht aber die Gattung Primula, da Dodecatheon ja aus ihrer Mitte heraus entstanden ist – sozusagen ein einzelner Ast inmitten der großen Baumkrone der Primel-Evolution. Die Lösung besteht in der Neuklassifizierung aller Götterblumen als Primula-Arten. Alternativ könnte man alle Äste am Primula-„Baum“ zu eigenen Gattungen machen. Beides hat die Umbenennung zahlreicher Arten zur Folge. Der Botanische Garten zögert noch mit diesem Schritt, wie auch der Band 8 der „Flora of North America“. Die Pflanze des Monats würde dann wissenschaftlich Primula pauciflora var. zionensis heißen. Die eigentlich naheliegende Benennung als P. pulchella var. zionensis ist nicht zulässig, weil der Name Primula pulchella bereits zuvor für eine andere Primel vergeben wurde. Kleiner Trost: Umgangssprachliche Namen wie „Zierliche Götterblume“ sind von der Neuklassifizierung unberührt. Michael Burkart
Am 22. Mai, gibt es um 17 Uhr im Botanischen Garten eine Führung durch das restaurierte Stibadium und den Rhododendronhang im Paradiesgarten. Am Sonntag, den 3. Juni, folgt um 15 Uhr das Aktionsprogramm „Die süßesten Tiere: Wildbienen und Honigbienen“.
Michael Burkart
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