Landeshauptstadt: Ein Vorzeigeprojekt
Das Potsdamer Ausländeramt wandelt sich zu einer von zehn „Willkommensbehörden“ in Deutschland
Stand:
Der Gang zur Behörde soll für Migranten in Potsdam einfacher werden. Das Potsdamer Ausländeramt hat sich von einer reinen Behörde zur „Willkommensbehörde“ mit Servicecharakter gewandelt, wie Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos) am Mittwoch vor Journalisten sagte.
Potsdam ist dabei Teil des Modellprojekts „Willkommensbehörde“ des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Zehn Städte nehmen deutschlandweit daran teil. Ziel ist es unter anderem, eine Willkommenskultur für Ausländer zu etablieren. Die Behörden sind die ersten Anlaufpunkte für Menschen, die neu nach Deutschland kommen.
In einer speziellen interkulturellen Schulung wurden die zwölf Potsdamer Mitarbeiter speziell für die Arbeit mit ausländischen Klienten ausgebildet. „Alle sprechen sehr gutes Englisch und sind mit verschiedenen kulturellen Hintergründen vertraut“, sagte Müller-Preinesberger. Ziel sei es, individuell auf jeden Antragssteller eingehen zu können. „Man muss sich klarmachen, dass es nicht den einen Migranten gibt, sondern viele verschiedene Fälle“, so Manfred Schmidt, Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf). „Es gibt Flüchtlinge, die zu uns kommen, aber genauso den Akademiker, der hier für eine gewisse Zeit arbeitet. Auf jeden müssen wir anders eingehen können.“
Um das gewährleisten zu können, wird jeder Klient zuerst im sogenannten „Front Office“ willkommen geheißen. Hier erläutert er sein Anliegen und wird anschließend einem entsprechenden Sachbearbeiter zugewiesen. Schon bei diesem ersten Vorsprechen wird der Antragssteller darauf hingewiesen, welche Unterlagen er noch mitbringen muss und es wird geklärt, ob eventuell ein Dolmetscher nötig ist. Für die Besprechung bei dem jeweiligen Sachbearbeiter wird dann in Absprache mit dem Kunden ein individueller Termin vereinbart. „Wir wollen damit einfach lange Wartezeiten und Frustration verhindern“, so Müller-Preinesberger. „Die Klienten sollen sich aufgefangen fühlen und sich nicht wie eine Belastung vorkommen.“
50 000 Euro hat die Stadt für die neue Behördenstruktur investiert. In den nächsten Wochen soll das Konzept durch die Vernetzung mit anderen Behörden wie zum Beispiel dem Sozialamt erweitert werden. Dieser Schritt soll den Gang zu den verschiedenen Behörden noch einfacher machen, da dann alles aus einer Hand geregelt werden kann. „Die Stadt fungiert damit als Leuchtturm für viele andere Behörden“, sagte Bamf-Präsident Schmidt.
Müller-Preinesberger verwies zudem darauf, dass Flüchtlinge neuerdings dezentral in einem Wohnungsverbundsystem untergebracht werden und die Stadt bei Sprachkursen in die Vorfinanzierung gehe. „So werden bessere Kontakt zwischen Einheimischen und Neuankömmlingen möglich“, sagte die Dezernentin. Sarah Kugler/ Georg-Stefan Russew
Sarah Kugler, Georg-Stefan Russew
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: