Links und rechts der Langen Brücke: Ein Votum in zwei Stufen
Michael Erbach glaubt an eine gut vorbereitete Badentscheidung
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Die für Mitte April vorgesehene Abstimmung über das Potsdamer Bad muss so durchgeführt werden, dass niemand Grund haben kann, das Ergebnis anzuzweifeln. Also kommt die zunächst ins Spiel gebrachte Variante, nämlich über alle vier übriggebliebenen Standorte gleichwertig abzustimmen, nicht infrage. Nur ein zweistufiger Abstimmungsmodus kann die Meinung der Potsdamer widerspiegeln: Zunächst muss auf dem Stimmzettel über den Standort abgestimmt werden – Brauhausberg oder Bornstedter Feld. Wer beim Bornstedter Feld sein Kreuzchen gemacht hat, votiert klar für den Neubau eines Familien- und Sportbades – und zugleich für den Abriss des Bades am Brauhausberg. Wer für den Brauhausberg votiert, muss dann im zweiten Schritt eine von drei Varianten ankreuzen: Neubau eines Sport- und Freizeitbads am Brauhausberg, Sanierung der Halle und Ergänzungsbau oder Sanierung am Brauhausberg und ein kleines Gesundheitsbad im Bornstedter Feld. Das passt auf einen Stimmzettel, verursacht auch keine Mehrkosten – wie mancher im Stadthaus meint. Und es ist ehrlich, weil es die Grundstimmung der Potsdamer widerspiegelt, denen es zumeist tatsächlich nur um die Standortfrage geht. Man kann bereits voraussagen, wie die grundsätzliche Frage nach dem Standort ausgehen könnte: Der Brauhausberg ist eindeutig im Vorteil – viele Potsdamer verbinden mit diesem Ort persönliche Erinnerungen, es ist ein gelebter Ort in der jetzigen Mitte der Stadt. Aber all jene die meinen, mit einem Stimmenplus für den Brauhausberg sei die Sache gelaufen, sollten sich nicht in Sicherheit wiegen – auch wenn Oberbürgermeister Jann Jakobs erklärt hat, sich an dieses Votum gebunden zu fühlen. Entscheiden werden am Ende die Stadtverordneten, die – abseits von Emotionen und Bauchgefühl – eine Entscheidung treffen müssen, die vor allem auf der Grundlage sachlicher Erwägungen zustande kommen muss. Dabei spielen die Baukosten nicht die entscheidende Rolle, vielmehr gilt es zu berücksichtigen, welche Bürde Potsdams neues Bad in den kommenden Jahrzehnten für den städtischen Haushalt darstellt. Da wird die Zwei-Bäder-Variante wegen der außerordentlich hohen jährlichen Zuschüsse keine Chance haben. Und: Die Stadtverordneten werden – falls es kein zwingendes Votum gibt – auch eine stadtentwicklungspolitische Entscheidung treffen müssen: Wohin entwickelt sich die Stadt? Es wird spannend, ja könnte dramatisch werden. Mit dem zweistufigen Stimmzettel wird zumindest eine vernünftige Basis für diese schwierige Entscheidung geschaffen.
Michael Erbach
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