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Von Ingmar Höfgen und Michael Meyer: „Ein wahnsinniges Gefühl“

SVB II schlug im Finale Süd Brandenburg im Elfmeterschießen und feierte lange

Stand:

Bis in die kleinste Ritze des Karl-Liebknecht-Stadions drangen am späten Mittwochabend die Jubelschreie der Babelsberger Verbandsliga-Fußballer. Mit 4:3 im Elfmeterschießen hatten sie sich im Landespokal-Finale vor 1860 Zuschauern gegen den Oberligisten Brandenburger SC Süd 05 durchgesetzt. Zwei Elfmeter setzten die Gäste dabei an den Pfosten; nach der Verlängerung hatte es 1:1 (0:0, 1:1) gestanden. Der SV Babelsberg 03 hat damit als Verein zum fünften Mal in Folge den Pokal gewonnen und weiß seinen Namen im Topf, wenn am morgigen Samstagabend im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF die 1. Hauptrunde im DFB ausgelost wird; diese wird zwischen dem 13. und 16. August ausgespielt und spült insgesamt 142 000 Euro in Babelsbergs Vereinskasse.

„Es war der absolute Höhepunkt, das Ding zu gewinnen“, sagte Alexander Ost am späten Mittwochabend. Der 21-jährige hatte in der 89. Minute das 1:1 erzielt und seinen Nulldreiern so noch die Tür zur Verlängerung aufgestoßen. „Es war ein wahnsinniges Gefühl, das Tor zu schießen vor so vielen Zuschauern, der ganze Kopf hat vibriert“, beschrieb er jenen Moment, als er einen Abpraller an der Strafraumgrenze direkt ins lange Eck schlenzte. Der späte Ausgleich war hochverdient für den mit fünf Akteuren aus dem Regionalliga-Kader verstärkten Brandenburgligisten.

Nach den ersten von Vorsicht geprägten 30 Spielminuten hatte der Oberligist zunehmend die Initiative übernommen; er wurde aber vor der Pause noch nicht belohnt. Erst in der 53. Minute traf David Kappel zum 0:1. Den Gegentreffer sahen die Nulldreier als Aufforderung, mehr fürs Spiel zu tun. Fast wäre ihnen postwendend der Ausgleich gelungen, aber Falko König segelte nur knapp unter einer Flanke Rico Eichstädts durch (56.). In der hitziger und besser werdenden Partie wurde nun der Druck auf das Tor des BSC, der sich im Verwalten übte und seine besten Offensivakteure auswechselte, immer größer. Osts vielumjubelter Treffer belohnte die stark kämpfenden und nie aufgebenden Babelsberger schließlich. Im Strafstoßschießen setzte David Karaschewitz den ersten BSC- Schuss an den Pfosten, ehe alle anderen Schützen meist souverän trafen. Rene Görischs Schuss an den Außenpfosten entschied schließlich die Partie. „Das ist schon bitter“, seufzte BSC-Kapitän Maik Neumann, der von 2006 bis 2008 selbst für den SVB gespielt hatte.

„Ich bin überglücklich“, gestand dagegen Abwehrspieler Joan Oumari, der Babelsbergs letzten Elfmeter verwandelt hatte und in dieser Woche seinen Vertrag beim SVB verlängerte. Franko Göbel schloss erst die aus Neustadt (Dosse) angereisten Oma Renate und Opa Hans und dann die ganze Großfamilie in die Arme. „Ein toller Erfolg für den Jungen und die Mannschaft“, lobte der 75-jährige Hans Göbel, der noch bis zum Rentenalter selbst dem runden Leder nachgejagt war und am Mittwochabend auch seine Söhne Carsten (48), Olaf (45), Bernd (44) und Mike (39) mitgebracht hatte. Er hatte sie einst für den Fußball begeistert und mit allen vier sogar 1994 gemeinsam ein Verbandsligaspiel für die damals schon als Oberliga-Aufsteiger feststehenden Neustädter bestritten. Frankos Vater Olaf wohnt inzwischen in Potsdam, Mike spielte 1996/97 dreimal für den FC St. Pauli in der Bundesliga und kickt jetzt noch für den Landesligisten Neustadt.

„Der Erfolg gebührt der ganzen Mannschaft, sie hat Charakter gezeigt“, sagte Nulldrei-Trainer Thomas Leek nach dem Abpfiff. „Wir haben gegen eine sehr sehr gute Oberliga-Mannschaft ein starkes Spiel gesehen.“ Er hoffe, dass jeder seiner Spieler die erste Runde erlebt; wohl nicht auf dem Platz, aber als Zuschauer, sagte Leek. Im DFB-Pokal wird nämlich Babelsbergs erste Mannschaft auflaufen. Vom jetzt eingespielten finanziellen Gewinn wird aber auch die Reserve profitieren. Der Verein hatte mit ihr nach dem Pokal- Aus des Regionalliga-Teams „eine vernünftige und angemessene Regelung vereinbart“, so SVB-Schatzmeister Harald Leek. „Alle Spieler, die von der ersten Runde bis zum Finale zu diesem tollen Erfolg beitrugen, werden berücksichtigt werden.“

Entsprechend war die Stimmung. Auch eine knappe Stunde nach dem Abpfiff – Sebastian Rauch rasierte gerade Kapitän Elias Pflaumbaum – füllte fröhlich- lauter Gesang die Katakomben des „Karli“. Und da ging die Party der Sieger erst richtig los. Bis weit nach Mitternacht wurde der größte Triumph der Nulldrei- Reserve im „Nudeltopper“ gefeiert.

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