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Landeshauptstadt: Ein wesentlicher Teil des Stadtgrüns

Friedrich Niehaus: Für Bauvorhaben geräumte Kleingartenflächen verkommen zu Müllkippen

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Friedrich Niehaus: Für Bauvorhaben geräumte Kleingartenflächen verkommen zu Müllkippen Von Erhart Hohenstein Mit rund 18 000 Kleingärtnern in 167 Vereinen pflegt der Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde (VGS) einen beträchtlichen Teil des Potsdamer Stadtgrüns. Nach massiven Versuchen in den 90er Jahren, viele Flächen zu Bauland umzuwidmen, wurde die Mehrzahl als Dauerkleingartenanlagen ausgewiesen, ist also für die nächsten Jahre gesichert. Einige, meist alteingesessene, Sparten wurden dennoch verdrängt oder wesentlich verkleinert, anderen steht die Vertreibung bevor. Darüber sprachen die PNN mit dem Geschäftsführer des VGS-Kreisverbandes, Friedrich Niehaus. Bebauungspläne aus den 90er Jahren, vor allem für das Gewerbegebiet Babelsberg-Süd, ließen u.a. Mühlengrund, „Uns genügt“s“ und Moosgarten verschwinden oder auf geringe Größe schrumpfen. Der „Selbsthilfe“ steht dieser bittere Weg bevor, weil die Alteigentümer das Gelände für ein Hotel und Singlewohnungen vermarkten wollen. Dafür können die Kleingärtner keinerlei Verständnis aufbringen, erklärte Niehaus. Dagegen hätten sie die Notwendigkeit, in Babelsberg Gewerbe anzusiedeln und damit Arbeitsplätze zu schaffen, durchaus akzeptiert. Die Praxis zeige aber, dass die dafür beräumten Flächen zum größten Teil brach liegen und zu Müllkippen verkommen. Im Mühlengrund würden die Grundstücke jetzt einzeln veräußert und mit Einfamilienhäusern bebaut. Damit verstoße die Stadt gegen die Vereinbarung, dass dort produzierendes Gewerbe angesiedelt wird. „Die Potsdamer Kommunalpolitiker sind sehr vergesslich, was ihre Wahlversprechen betrifft“, meint Niehaus. Deshalb habe der Kleingärtnerverband „Wahlprüfsteine“ verabschiedet, an denen das Handeln der Politiker gemessen wird. Die Stadt stelle jetzt auch die Kleingartenanlage Höhenstraße in Frage. Die Fläche werde im Zusammenhang mit dem Bebauungsplan Bertinistraße für eine Kindertagesstätte gebraucht. „Doch dort ist der Kindergarten vor drei Jahren wegen zu geringer Auslastung geschlossen worden“, erklärt Niehaus. „Der Bau von 18 Nobelhäusern rechtfertigt die geplante Kita nicht.“ Die Kleingartenanlage am Jungfernsee wurde noch nicht abgeräumt, weil der Plan zum Wiederaufbau der Villa Jakobs durch einen Privatinvestor zunächst gescheitert ist. „Die Pächter stehen zu ihrem Beschluss, zugunsten der Wiederherstellung der Lennéschen Geländegestaltung auf die Gärten zu verzichten“, verdeutlicht Niehaus. Durch die unerwartete Verzögerung seien einige Pächter aber in eine schwierige Lage geraten, da sie bereits anderswo Gärten gekauft haben, die sie mit der zugesagten Entschädigung finanzieren wollten. Dagegen gebe es für den Verein Berliner Vorstadt 1927 einen akzeptablen Kompromiss mit dem Eigentümer. Neun Gärten müssten aufgeben werden, die übrigen 22 bleiben bestehen. Für 2005 sei die Neuordnung der Fläche vorgesehen. Friedrich Niehaus wies auf den Schutz hin, den der VGS den Kleingartenanlagen bietet. Der private Kauf der Flächen, wie er in der Sparte Sacrow-Meedehorn vollzogen wurde, bedeute nicht, dass man als Eigentümer auf seinem Grundstück bauen und machen könne, was man wolle. Für als Dauerkleingartenanlagen ausgewiesene Flächen gelte auch dann das Bundeskleingartengesetz. Günstig und zu wesentlich niedrigeren Preisen möglich sei dagegen der Kauf durch den VGS unter Beteiligung der Kleingärtner. Dieser Weg wurde bereits in mehreren Fällen praktiziert, so dem „Nuthetal“ in Potsdam.

Erhart Hohenstein

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