MEIN WENDEHerbst: Ein Wiedersehen
JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit.
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JAHRE
MAUERFALL
Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Beate Kruczek. Die 36-jährige Sozialpädagogin wurde in Potsdam geboren und lebt mit ihrer Familie in der Nauener Vorstadt.
Es war in den Morgenstunden des 11. November, als ihre beste Freundin und sie sich in den Armen lagen. Direkt hinter der Glienicker Brücke, über die sie so lange nicht gehen durften. Für Beate Kruczek, aufgewachsen in der Berliner Vorstadt, waren die Mauer und die Glienicker Brücke Teil des Lebens. Ein ungeliebter Teil. Sie war ein Teenager, ein aufsässiger dazu. „Ich bin aus der FDJ ausgetreten“, sagt sie rückblickend. Sie wollte auch nicht in die Organisation Deutsch-Sowjetische Freundschaft und auch keine Jugendweihe. „Mein Vater musste oft in die Schule“, sagt die heute 36-Jährige. Bis heute ist sie ihm dafür dankbar, dass er immer zu ihr gehalten hat. Ihre Opposition hat sie das Abitur gekostet, nach der Schule folgte eine Ausbildung sowie permanente Auseinandersetzungen mit dem System. Das Dach der katholischen Kirchgemeinde „Sankt Peter und Paul“ habe ihren Eltern und ihren Geschwistern in diesen Zeiten Kraft gegeben, erinnert sie sich. Und an jenen Abend, als sie einen Anruf ihrer besten Freundin erhalten hat: „Du, wir kommen nicht wieder“, sagte diese. Am nächsten Tag war sie mit ihrer Familie weg. Abgehauen. Die anschließenden Wochen seien eine schwierige Zeit gewesen – ohnehin anstrengende Teenie-Tage, dazu das Gefühl des Alleinseins und der Opposition. Doch dann der 9. November, der Mauerfall. Und der Morgen des 11. November, als sie sich mit ihrer acht Wochen zuvor geflüchtete Freundin getroffen hat. „Es war wie ein Befreiungsschlag“, sagt Beate Kruczek. Die Zwänge hätten dann langsam nachgelassen. Doch sie fühlt sich, als ob die Zeit sie eingeholt hat. Eine neue rot-rote Regierung in Brandenburg mit diesen Protagonisten bei den Linken sei für sie wie ein Schlag ins Gesicht. Dass will sie heute beim Brückenfest an der Glienicker Brücke auch deutlich machen. Dort trifft sie sich gemeinsam mit ihrer Familie wieder mit Freunden und Bekannten. Eigentlich zum Feiern – wie vor 20 Jahren soll auch ihre beste Freundin dabei sein. jab
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