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Vorfreude. Erst am Weihnachtsabend dürfen die Kinder auspacken.

© Tobias Reichelt

Landeshauptstadt: Ein Wunschbaum fürs Weihnachtsfest

Von der Justin-Bieber-CD bis zur türkisfarbenen Strickwolle: Bahnhofsbesucher kauften Geschenke für bedürftige Kinder

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Unter den Kunden der Potsdamer Bahnhofspassagen waren viele fleißige Weihnachtsmänner. Zwei prall gefüllte Einkaufswagen mit Geschenken konnte Center-Managerin Jana Strohbach am Montag vor den Weihnachtsbaum ins Atrium des Bahnhofs rollen. Acht Tüten mit Geschenken und zwei Kisten voller Schokoweihnachtsmänner hatte Strohbach auf ihre Wagen geladen. Eine Woche vor Weihnachten wurde sie von den Jungs und Mädchen des Potsdamer Kinder- und Jugendhilfeverbundes „Eva Laube“ mit großen Augen erwartet.

Von der topaktuellen Justin-Bieber-CD über ein Topmodel-Buch, einen Kosmetikkoffer, Gesichtscreme, Strickwolle bis hin zu Nintendo- und Playstation-Spielen: Drei Wochen lang stand ein Weihnachtswunschbaum mit 43 Wunschkugeln in den Bahnhofspassagen. Die Kinder und Jugendlichen von „Eva Laube“ hatten sie dort – mit ihren Wünschen gefüllt – aufgehangen. Drei Wochen hieß es warten. Warten auf die Potsdamer, die ein Herz für Kinder zeigen, deren Weihnachtsgabentisch nicht so üppig gefüllt ist wie anderswo. Kunden der Bahnhofspassagen konnten sich eine der Wunschkugeln vom Baum pflücken, um den Kindern und Jugendlichen im Alter von vier Monaten bis 18 Jahren eine Freude zu machen.

Ein Blick hier, ein Blick da. Die ZwölfJährige Angelique kann Weihnachten seit dem gestrigen Montag noch weniger erwarten als zuvor. Vorsichtig schielt sie in eine der prall gefüllten Tüten. „Ich habe mir Wolle zum Häkeln gewünscht.“ Türkis und weiß, sagt Angelique. Eine Erzieherin habe ihr beigebracht, wie man häkelt. Nach Weihnachten soll es endlich losgehen, mit eigener Wolle und eigener Nadel. „Dann stricke ich mir eine Mütze“, sagt Angelique und guckt schon gespannt in die nächste Tüte.

Ausgepackt wird aber erst an Weihnachten, erklärt Birgit Lenzner, stellvertretende Leiterin des Hilfeverbunds. Über 70 Kinder und Jugendliche, die aus verschiedenen Gründen nicht in ihren Familien leben können, werden bei „Eva Laube“ betreut. Es sei nicht so, dass die Kinder und Jugendlichen ohne Wunschbaum leer ausgehen, sagt Lenzner. Einige Kinder feiern Weihnachten bei ihren Eltern, andere bekommen Geschenke von der Jugendhilfeeinrichtung.

Die wurde 1950 an der Deutschen Akademie für Staats- und Rechtswissenschaften der DDR gegründet. Bis 1964 lebten hier vor allem Kinder, deren Eltern studierten, im Ausland oder als Schauspieler bei der Defa arbeiteten. 1965 übernahm die Stadt Potsdam die Trägerschaft, seit 1981 trägt die Einrichtung mit Wohnungen unter anderem in der Stubenrauchstraße oder am Brauhausberg den Namen der kommunistischen Widerstandskämpferin Eva Laube.

Die Geschenke im Wert von 15 Euro waren bei den verschiedenen Händlern in den Bahnhofspassagen hinterlegt. 35 Potsdamer leisteten die unkomplizierte Hilfe. „Sie wissen, ihr Geschenk kommt direkt bei einem Kind in Potsdam an“, sagt Center-Chefin Strohbach. Das sei vielen wichtig gewesen. Die fehlenden Geschenke spendete das Management. Schon im vergangenen Jahr wurde in den Bahnhofspassagen ein Wunschbaum aufgestellt, wohl auch im nächsten Jahr soll es dort wieder einen geben.

Sehr zur Freude auch von Charline und Tobias. Die 14-Jährige hat sich in diesem Jahr eine Gesichtscreme gewünscht und für den Elfjährigen gibt es eine CD von Justin Bieber. „Den finde ich cool“, sagt Tobias und strahlt. Tobias Reichelt

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