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Landeshauptstadt: „Eindeutige Gewinner sind die Schüler“ Hoffbauer-Geschäftsführer Frank Hohn über neue Finanzierungslösungen für freie Schulen und Stadt

Herr Hohn, die Stadt Potsdam wird in den nächsten Jahren enorme Investitionen für den Bau neuer Schulen stemmen müssen. Ist die Stadt an Sie bereits herangetreten, um Sie als freien Träger miteinzubinden?

Stand:

Herr Hohn, die Stadt Potsdam wird in den nächsten Jahren enorme Investitionen für den Bau neuer Schulen stemmen müssen. Ist die Stadt an Sie bereits herangetreten, um Sie als freien Träger miteinzubinden?

Aktive Gespräche in dieser Angelegenheit laufen derzeit nicht. In der Vergangenheit haben wir uns mit der Stadtverwaltung ins Benehmen gesetzt, wenn es um Schulneugründungen ging.

Welche Rolle spielt die Hoffbauer Stiftung in der Potsdamer Schullandschaft?

Wir haben in Potsdam 2 000 Schülerinnen und Schüler. Das ist eine ganze Menge, wir sind als Schulträger damit ein wesentlicher Bestandteil der Potsdamer Schullandschaft. Dabei erlebten und erleben wir ein vernünftiges Miteinander mit der Stadt. Unser weiteres Engagement in Potsdam fand allerdings ein jähes Ende im Rahmen der Kürzungen der Zuschüsse für Schulen in freier Trägerschaft durch das Land vor zwei Jahren.

Inwiefern?

Unter solchen Bedingungen lassen sich freie Schulen nicht führen, jedenfalls dann nicht, wenn wir unseren Mitarbeitern tarifliche Gehälter zahlen wollen. Wir haben daher verschiedene Neugründungen zurückgestellt. So zum Beispiel die Initiative zur Gründung einer Oberschule in Potsdam. Das war ein sehr schmerzlicher Prozess für die betroffenen Kinder, Eltern und uns als Träger.

Ist die Situation inzwischen eine andere?

An der Situation hat sich nichts geändert, im Gegenteil: Das Absenken der Zuschüsse geschieht in Etappen, die letzte erhebliche Kürzung war im Sommer. Ohne Unterstützung durch die Stadt Potsdam scheint mir die Errichtung und der Betrieb einer Oberschule in Potsdam kaum möglich.

Sie betreiben auch Schulen in anderen Landkreisen Brandenburgs. Welche Erfahrungen haben Sie dort in der Zusammenarbeit mit den Kommunen gemacht?

In Potsdam-Mittelmark wurden in der Vergangenheit verschiedene Lösungen zwischen Kommunen, dem Landkreis und uns als Schulträgerin gefunden. In Kleinmachnow übernahm der Landkreis die Finanzierung in der nicht durch das Land refinanzierten Anschubphase für das Evangelische Gymnasium Kleinmachnow. Auch hat sich die Kommune Kleinmachnow an den Errichtungskosten der Evangelischen Grundschule beteiligt. Im Fall des Baus einer Sporthalle haben die Kommunen Kleinmachnow und Teltow sowie der Landkreis ihre Ressourcen gebündelt. Eindeutige Gewinner dieser Finanzierungsmodelle sind die Schülerinnen und Schüler, die nun bessere Lernbedingungen haben.

Sie fühlen sich in anderen Kommunen willkommener?

Ich denke, wir sind überall willkommen, da wir als verlässlicher und guter Schulträger erlebt werden. Darüber hinaus entlasten wir wirtschaftlich die Kommunen.

Aber in Potsdam-Mittelmark und anderen Kommunen erfahren wir mehr Unterstützung – in Form von Gebäuden oder dem Ausgleich finanzieller Lasten.

Erwarten Sie Bewegung seitens des Landes im Hinblick auf die anstehenden Wahlen?

Ich erwarte eher Bewegung im Rahmen der Prüfung der Kürzungen für die Schulen in freier Trägerschaft durch das Landesverfassungsgericht. Mit Interesse habe ich das Urteil in Sachsen wahrgenommen. In der Urteilsbegründung finde ich unsere Argumente gegen die Kürzungen wieder. Darüber hinaus gibt es einen Bundestrend. In Baden Württemberg und Hessen werden freie Schulträger nicht weniger, sondern stärker unterstützt. Hierzulande hat sich die Politik noch immer nicht von Denkblockaden gelöst. Die Verantwortung für die Bildung und Erziehung junger Menschen ist eine gemeinsame Aufgabe vom Staat und freien Trägern.

Die Fragen stellte Grit Weirauch

Der Verband deutscher Privatschulverbände VDP lädt heute Abend zur Podiumsdiskussion zum Thema freie Schulen. Geladen sind die bildungspolitischen Sprecher der Landtagsfraktionen. Beginn ist 20 Uhr im  Dorint-Hotel, Jägerallee 20

Frank Hohn, Jahrgang 1964, ist studierter Sozialpädagoge. Seit 2006 ist er Geschäftsführer der Hoffbauer-gGmbH. Die Hoffbauer-Stiftung betreibt evangelische Kitas und Schulen.

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