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Landeshauptstadt: „Eindeutige Stellungnahme für Opfer“

Hilfe und Beistand für Betroffene rechtextremer Gewalt

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Hilfe und Beistand für Betroffene rechtextremer Gewalt „Alle Gruppen haben gemein, dass sie Angriffsfläche für rechtsextreme Gewalt sind“, erläutert Dominique John von der Opferperspektive. Der Potsdamer Verein betreut seit 1998 Opfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt, allein im vergangenen Jahr waren es 116 Menschen sowie deren Angehörigen landesweit. „Tendenz steigend“, so John. Zudem müsse von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Viele Betroffene zeigen die Angriffe nicht an und suchen keine Beratungsstellen auf. „Das hängt mit der gesellschaftlichen Stellung der Opfer zusammen“, erläutert Kai Wendel von der Opferperspektive. Immer noch konzentriere sich der öffentliche Diskurs auf die Täter. All zu oft werden die Ursachen für die Handlung in den Problemen der Täter gesucht. „Doch wo bleiben die Opfer?“, fragt Wendel. „Wir müssen weg von der verständnisvollen Umarmung der Täter zur eindeutigen öffentlichen Stellungnahme für die Opfer.“ Die Hilfe für die Betroffenen ist „ganzheitlich“. Die Sorgen und Probleme nach einem Übergriff sind vielschichtig. Zu körperlichen Verletzungen und psychischen Traumatisierungen kommen oft finanzielle Schäden. Der Verein hilft durch die Vermittlung fachärztlicher und psychotherapeutischer Betreuung sowie bei Behördengängen. Ferner betreuen die Mitarbeiter die Betroffenen bei juristischen Schritten gegen die Täter und bei Gerichtsprozessen. So wie beispielsweise einem 19-jährigen Potsdamer, der im vergangenen Frühjahr von alkoholisierten Rechtsgesinnten am Bahnhof Rehbrücke überfallen, getreten und ins Gleisbett gestoßen und dessen Tätern im Februar und April dieses Jahres der Prozess gemacht wurde (PNN berichteten). Die Opferperspektive war bundesweit die erste Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer und rassistischer Gewalt. Mit ehrenamtlichem Engagement und Spenden wurde das heute im Land Brandenburg existierende Beratungsprogramm aufgebaut. Neben Potsdam finden sich Kontaktstellen in Straußberg, Frankfurt und Bernau. Auch war der Potsdamer Verein 2002 Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft der Beratungsprojekte für Opfer von rassistischer, rechtsextremistischer und antisemitischer Gewalt (agOra). Elf Organisationen wollen das Anliegen sowie die Diskussionen der Opferberatung in die Öffentlichkeit tragen und das Länder übergreifend. Für sein Engagement wurde der Verein mit dem Preis „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ in der vergangenen Woche ausgezeichnet, den das „Bündnis für Demokratie und Toleranz“ seit 2001 bundesweit auslobt. Allein in diesem Jahr erhielten 85 Projekte die Ehrung, darunter vier aus dem Land Brandenburg.

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