Aus dem GERICHTSSAAL: Eine Abreibung für Lena
Anklage: Schülerin genötigt, geschlagen, beraubt und erniedrigt / Täter müssen Sozialstunden leisten
Stand:
Zwei der rabiaten Mädchen wurden bereits am 6. März vom Jugendschöffengericht wegen gefährlicher Körperverletzung und Raub zur Ableistung von 60 Sozialstunden verpflichtet. Gestern saß Gordon G.* (20) auf der Anklagebank. Ihm warf die Staatsanwaltschaft Nötigung sowie Beihilfe zur gefährlichen Körperverletzung vor. Gordon G. legte ein umfangreiches Geständnis ab. Er kam mit 20 unentgeltlichen Arbeitsstunden davon.
Die Anklage klingt so richtig böse. Da wird die Schülerin Lena* am frühen Nachmittag des 6. September 2005 von Gordon G. und seinem Kumpel aufgefordert, mit zum Platz der Einheit zu kommen. Falls sie sich weigere, würde man sie an den Haaren hinschleifen. Auf der Grünfläche wird sie von mehreren Mädchen, im Empfang genommen, in eine Ecke gedrängt. Dort wird sie umzingelt, mindestens 20 Mal mit den Fäusten geschlagen, getreten, angespuckt und ihres Handys beraubt. Ihr werden Getränke in die Haare und in den Ausschnitt gekippt. Danach reißt man ihr die Jacke auf, zwingt sie, mit gut sichtbarem BH über den Platz zu laufen.
Dass seine Ex-Freundin Lena an jenem Tag eine Abreibung verpasst bekommen sollte, war ihm schon klar, erzählte Gordon G. „Sie hatte mit ziemlich vielen Leuten Stress.“ Da auch er wütend auf Lena war, habe er sich bereit erklärt, sie mit einem Kumpel vor ihrer Schule in der Burgstraße abzupassen und zum Platz der Einheit zu bringen, wo die anderen warteten. „Kann schon sein, dass ich gedroht habe, sie an den Haaren dort hin zu schleifen, falls sie nicht freiwillig mitkommt“, gestand der Angeklagte. „Das hätte ich aber niemals getan.“ Allerdings habe er sich Lenas Jacke und ihren Rucksack geschnappt, sie so gezwungen, ihm zu folgen. Am Ziel angekommen, hätten mehrere Mädchen Lena in Empfang genommen. „Ich dachte, die wollten bloß mir ihr reden. Dass es so krass kommen würde, hätte ich nicht gedacht“, so Gordon G., der vom eigentlichen Tatgeschehen nichts mitbekommen haben will. „Mein Kumpel und ich haben uns einen Döner gekauft und uns die Mädels an der Haltestelle angeguckt. Nach etwa 20 Minuten kam Lena. Sie war patschnass.“ Da habe er darauf verzichtet, mit ihr auch noch ein Hühnchen zu rupfen.
„Ihre Schminke war zerlaufen, die Jacke offen, der BH zu sehen“, ergänzte der Kumpel – er hatte übrigens auch ein Problem mit Lena – im Zeugenstand. „Ich hatte mir schon gedacht, dass sie ein paar geklatscht kriegt. Aber dass das so abläuft, hätte ich nicht vermutet.“ Es stimme, dass einige Bekannte Lena zu Hilfe eilen wollten, darunter auch seine Freundin. „Ich habe ihr gesagt, sie soll sich lieber nicht einmischen, sonst kriegt sie vielleicht auch noch was ab.“
Glaubt man den Beteuerungen des Angeklagten, so hat er sich inzwischen von seinen früheren Bekannten getrennt. Gestern holte ihn die Vergangenheit allerdings noch einmal ein (*Namen von der Redaktion geändert). Hoga
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