Landeshauptstadt: Eine Anmeldung verändert die Stadt
Dank der 20-jährigen Studentin Tanja Schick hat Potsdam seit gestern 150 000 Einwohner
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Eine Frau verändert die Stadt. Mit ihrer gestrigen Registrierung bei der Potsdamer Meldebehörde verhalf Tanja Schick der Landeshauptstadt zum 150 000-Einwohner-Sprung.
Damit wird es auch eng im Plenarsaal, denn die Stadtverordnetenversammlung wächst von bisher 50 auf 56 Sitze – allerdings erst nach der nächsten Kommunalwahl Ende September. Um in Potsdam die kommunale Vertretung mitbestimmen zu können, sei sie allerdings nicht nach Potsdam gezogen, sagte die 20-jährige Studentin. Der Wechsel vom Hundertseelendorf Garrey in Potsdam-Mittelmark in die 150 000-Einwohner-Metropole Potsdam habe eher „pragmatische Gründe“. „Hätte ich weiterhin mein Elternhaus als Hauptwohnsitz geführt, müsste ich meinen zweiten Wohnsitz versteuern“, erklärte Tanja Schick. Seit drei Semestern studiert sie Musik und Geschichte an der Universität Potsdam. Bisher sei sie häufig gependelt oder habe bei ihrem Freund in Babelsberg übernachtet. Jetzt sei sie ganz zu ihm gezogen. Eine echte Neupotsdamerin ist die junge Frau aber dennoch nicht: „Ich bin hier geboren“, gestand sie dem Oberbürgermeister, der sie gestern mit einem Blumenstrauß und einer Flasche Sekt sowie Eintrittskarten für die diesjährige Schlössernacht, einer Jahreskarte vom Verkehrsbetrieb und einem Gutschein für eine Stadtführung als 150 000. Potsdamer willkommen hieß. Zuvor hatte die Sachbearbeiterin im Bürgerservice, Marika Fietzke, mit einem Glöckchen dem Begrüßungskomitee ein Zeichen gegeben. Als der Pressetross im Gefolge von Jann Jakobs sich dann auf Tanja Schick zubewegte, war sie nur mäßig überrascht. „Ich hatte so etwas in der Zeitung gelesen und dachte mir schon, dass ich nun die runde Zahl voll mache.“
Entgegen dem bundesweiten Trend, nachdem die Zahl der städtischen Bevölkerung sinkt, wächst Potsdam nun kontinuierlich seit sieben Jahren. Ihren erstmaligen Höchststand von 142 862 Einwohnern erreichte die damalige Bezirksstadt im Jahr 1988. Danach ging die Einwohnerzahl allerdings wieder dramatisch zurück bis auf einen Tiefstand von 127653 im Jahr 1999. Erst mit der Eingemeindung im Jahr 2003 machte Potsdam einen kräftigen Sprung nach vorn. Bis ins Jahr 1415 reicht die Statistik zurück. Damals waren 300 Potsdamer registriert.
Mit dem Überspringen der 150 000-Einwohner-Marke könnten jetzt auch die ehrenamtlichen Mitglieder der kommunalen Vertretung laut Verordnungsblatt des Landes monatlich 250 Euro statt der bisherigen 195 Euro Sitzungsgeld verlangen. Das müssten sie allerdings selbst beschließen, erklärte Heike Ziegenbein, Büroleiterin der Stadtverordentenversammlung.
Nicola Klusemann
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