MEIN WENDEHerbst: Eine Barock-Tour
JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9.
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JAHRE
MAUERFALL
Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9. November fällt die Mauer. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Rainer Baatz. Der Diplom-Volkswirt und Stadtplaner ist seit 1991 Chef des Sanierungsträgers Stadtkontor in Babelsberg.
Vielleicht ist es Ironie des Schicksals. Rainer Baatz’ Wendeerlebnisse begannen ausgerechnet in Potsdam. Und der Auslöser war ein Artikel im „Tagesspiegel“ vom 3. September 1989. Unter der Überschrift „Ersatz aus dem Plattenbaukombinat“ berichtete die Zeitung damals über die Abrisse in der zweiten barocken Stadterweiterung und den Widerstand von Bürgergruppen. Noch am gleichen Tag, einem Sonntag, schnappte sich Baatz seine Familie und fuhr nach Potsdam, um sich das selbst anzusehen. „Und da habe ich gedacht: Hier müsste man Stadtsanierung machen“, sagt er heute schmunzelnd. Daran, dass er kaum zwei Jahre später genau das in Potsdam machen sollte, „habe ich damals natürlich nicht im Traum gedacht“. Die „Westzeitung“ wurde übrigens von den DDR-Grenzern einkassiert.
Den 9. November verbrachte Baatz nicht irgendwo feiernd auf der Straße, sondern sah sich die Bilder im Fernsehen an. In Massenaufläufen fühlt sich Baatz nicht wohl. Das gilt bis heute. Doch dann rief ein Studienfreund aus Amerika an. Als der hörte, dass die Mauer gefallen war, buchte er gleich einen Flug von Kalifornien nach Berlin. „Und wir sitzen hier nebenan und sind nicht auf der Straße“, dachte Baatz. War er dann aber doch. Das ganze Wochenende, mit seinem amerikanischen Freund. Schon wenige Monate später entschied sich dann auch Baatz’ berufliche Verbindung mit Potsdam. Zu jener Zeit arbeitete er ebenfalls bei einem Sanierungsträger, allerdings in Tiergarten. Potsdam suchte Berater, damit die vor sich hin gammelnde Altstadt wieder schmuck werden würde. Baatz half und hob schließlich das Stadtkontor aus der Taufe. „Ein Zufall“, sagt er heute, „den ich niemals bereut habe“. pee
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