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Aus dem GERICHTSSAAL: Eine blutende Polizistennase ...

... bescherte vorbestraftem Wüterich jetzt sechs Monate hinter Gittern

Stand:

Aus dem GERICHTSSAAL... bescherte vorbestraftem Wüterich jetzt sechs Monate hinter Gittern „Ich heiße Alois Schicklgruber“, behauptete Michael Sch. (22) cool in der Nacht des 4. September 2004. Die Polizisten, die seine Personalien feststellen wollten, fühlten sich veralbert, war Alois Schicklgruber doch der Vater von Adolf Hitler. Aber Michael Sch. setzte noch eins drauf. Der SA– so der Arbeitslose – würde er seinen Ausweis ja zeigen, aber doch nicht solchen „Pissern“ wie ihnen. Dann bot er den Ordnungshütern „ein paar auf die Fresse“ an, schließlich habe er jahrelang Kickboxen trainiert. Wenig später landete seine Hand im Gesicht eines Polizeibeamten. „Ich hatte getrunken“, versucht der Angeklagte, sein Tun kleinzureden. Amtsrichterin Kerstin Devriel hält dagegen: „Mit 0,63 Promille konnten Sie bis vor kurzem sogar noch Auto fahren.“ „Möglich, dass ich in der Rage so etwas gesagt habe“, lenkt Michael Sch. ein. „Einer der Polizisten hat sich von hinten auf mich gestürzt und mir fast die Jacke zerrissen. Ich bin gestolpert. Vielleicht habe ich da aus Versehen seine Nase getroffen?“, mutmaßt der unter anderem wegen mehrfachen Fahrens ohne Fahrerlaubnis, Nötigung, besonders schweren Diebstahls, übler Nachrede, Bedrohung, Sachbeschädigung sowie Widerstandes gegen Ordnungshüter Aufgefallene lässig. Nur zwei Monate vor dieser Tat saß er zuletzt auf der Anklagebank. Die Uniformierten fuhren in jener Nacht nach Nedlitz, weil Jugendliche dort eine Gaststätte zerlegen sollten. Auf dem Fahrländer Damm kam ihnen der Angeklagte mit zwei Kumpels entgegen. „Wir wollten die Identität der Herren feststellen“, berichtet Polizeimeister Thomas M. (30) im Zeugenstand. Michael Sch. habe sich strikt geweigert, seine Papiere zu zeigen, die beiden anderen angestachelt, es ihm gleichzutun. Plötzlich habe er ein Klatschen vernommen, gleich darauf seinen Kollegen Jürgen K. nach vorn gebeugt und aus der Nase blutend vorgefunden. Dessen Brille, Taschenlampe und Funkgerät hätten am Boden gelegen. „Wir wollten Michael Sch. in den Streifenwagen verfrachten“, erinnert sich Polizeioberkommissar Jürgen K. (50). „Da riss er sich los. Ich bekam einen Schlag auf die Nase und sah Sterne.“ Vor dem Angriff auf seinen Kollegen habe er den Angeklagten beruhigen wollen, erzählt Polizeiobermeister Jens F. (44) vor Gericht. Aber Michael Sch. habe per Handy einige Freunde angerufen. Wortlaut des Telefonats: „Kommt mal vor zur Straße. Es gibt Stress mit den Bullen.“ Nachdem es gelungen war, dem Wüterich Handfesseln anzulegen, sei von seiner Großmäuligkeit nichts mehr zu spüren gewesen, so der Polizeizeuge. Als er das Urteil des Amtsgerichts vernimmt, vergeht dem Arbeitslosen sein permanentes Grinsen schlagartig. Sechs Monate Gefängnis wegen Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte in Tateinheit mit Körperverletzung und Beleidigung. Gabriele Hohenstein

Gabriele Hohenstein

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