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Landeshauptstadt: Eine Braumanufaktur im Forsthaus

Traditionelles Ausflugslokal Forsthaus Templin eröffnet Mitte Dezember: Hier werden Pilsner, Lager und heller und dunkler Bock gebraut

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Traditionelles Ausflugslokal Forsthaus Templin eröffnet Mitte Dezember: Hier werden Pilsner, Lager und heller und dunkler Bock gebraut Von Erhart Hohenstein Noch vor Weihnachten wird das seit Jahren geschlossene alte Ausflugslokal Forsthaus Templin seine Türen wieder öffnen. Thomas Köhler ist mit seinem Partner Jörg Kirchhoff neuer Eigentümer des 6490 Quadratmeter großen Grundstücks, im Mai wurde Richtfest für das neue, alte Forsthaus gefeiert. Seitdem habe es zwar ein paar Schwierigkeiten beim Ausbau des alten Gemäuers sowie in den Finanzierungsfragen gegeben, doch nun sei alles klar für die Eröffnung Mitte Dezember, so Köhler. Das Festtagsgeschäft wollen die neuen Eigentümer und Betreiber unbedingt noch mitnehmen. Köhler und Kirchhoff sind mit dem Konzept einer „Braumanufaktur“ angetreten. In zehn Edelstahltanks reifen je Sud etwa 3000 Hektoliter verschiedener Biersorten heran. Zwei alte kupfergetriebene Sudkessel aus den Zwanzigerjahren und von der einstigen Malzbierbrauerei Seibert in Babelsberg übernommene Eichenfässer, Gärbottiche und Bierflaschen geben dem Ganzen einen nostalgischen Touch. Gebraut werden Pilsner, Lager, heller und dunkler Bock, Braun- und Weizenbier und eventuell auch die „Potsdamer Stange“. Es wird im 90 Plätze bietenden Gastraum, zu dem sich im Sommer ein 100 Personen fassender Biergarten mit Kinderspielplatz gesellt, angeboten und in Siphons und Zehn-Liter-Fässchen außer Haus verkauft. Über ein Vertriebssystem sollen auch andere Gaststätten beliefert werden. Die Küche bietet zum Bier solide deutsche Gerichte. Die beiden Anfangsdreißiger, die das Gelände von der Treuhand-Liegenschaftsgesellschaft (TLG) erworben haben, kommen aus dem Fach und aus der Region. Der Potsdamer Kirchhoff und der Kleinmachnower Köhler haben in der Landeshauptstadt das Brauerhandwerk erlernt, an der Technischen Universität Berlin ein Studium angefügt und sich in Schleswig und im Emsland erste berufliche Sporen als Braumeister verdient. Es war ihr Wunsch, an die Havel zurückzukehren. Als heimatverbundene Menschen werden sie auch die Geschichte des denkmalgeschützten Gebäudes achten und sichtbar machen. Es ist als „Kavalier- und Gesellschaftshaus“ für die Unterbringung von Gästen auf dem 1819 durch den pensionierten General Friedrich von Bismarck erworbenen Gutsgelände entstanden. Hier verbrachte dessen Neffe, der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck, mehrfach die Schulferien. Für sein Alter wünsche er sich, schrieb Bismarck rückblickend, wie sein „alter Onkel Fritz in Templin bei Potsdam Obstbäume zu pfropfen“. 1834 richtete dann der Kaufmann Eduard Reinhardt in dem Haus eine „Tabagie“ ein und nannte sie „Forsthaus Templin“, obwohl dort nie ein Förster wohnte. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Gaststätte zu einem auch von Prominenten vielbesuchten Ausflugslokal. In die Gästebücher trugen sich der Schauspieler Gustav Fröhlich, der Astronom Bruno H. Bürgel und der Komponist Gustav Büchsenschütz ein. Nach der Wende wurde die nunmehrige HO-Gaststätte von Privathand übernommen, dann aber geschlossen. Danach scheiterten zwei Versuche, dem Ausflugslokal nahe dem Strandbad Templin neues Leben einzuhauchen. In wenigen Wochen wird nun es mit erneuertem Dach, das durch Gauben und die Eindeckung mit Biberschwänzen sein denkmalgerechtes Aussehen bewahrte, sandsteinfarbener Fassade und rustikal mit viel Holz gestaltetem Gastraum also wieder die Türen öffnen.

Erhart Hohenstein

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