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Landeshauptstadt: Eine Chance fürs Leben

Jugendclubs in Bornstedt und Golm feierten Jubiläum sowie Umbau

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Bornstedt/Golm - In Staunen und Raunen versetzt der kleine Junge, der als „Dirk der Zauberer“ angekündigt wird, die Gäste des Bornstedter Jugendclubs „Ribbeck-Eck“ als er eine Nadel in einen Luftballon sticht und dieser dabei nicht zerplatzt. Im Hof der einstigen Kneipe läuft derweil die von der Freiwilligen Feuerwehr gesponserte Gulaschkanone auf Hochtouren.

Am Samstagnachmittag hatten gleich zwei Potsdamer Jugendclubs Grund zum Feiern. Während das Ribbeck-Eck zum zehnjährigen Jubiläum lud, feierten Mitglieder des Vereins „Chance und soziale Arbeit e.V.“ zeitgleich den Abschluss der zweijährigen Umbauarbeiten des „Jugendfreizeitladens Golm“. Den jeweils rund 100 Gästen boten beide Einrichtungen ein reiches Unterhaltungsprogramm. Eine gemietete Hüpfburg sowie ein Basketball-Feld auf Golmer Seite traten dabei in Konkurrenz zu Bogenschießen und Tischfußball-Turnier in Bornstedt.

Seit November 2004 wurde der Jugendclub in Golm von Grund auf saniert, die Wände mit Rehgips und frischer Farbe versehen, eine neue Couchgarnitur angeschafft, ein Küchentresen angefertigt sowie Oberlichter in die Decken eingelassen, erklärt die Sozialarbeiterin Gabriele Brandt. Insgesamt 38 000 Euro habe die Stadt dafür zur Verfügung gestellt. „Den größten Teil der Arbeit habt ihr aber selbst reingesteckt“ lobte der Leiter des Jugendamts, Norbert Schweers, die Kinder und Jugendlichen. Ganze 7000 Stunden ehrenamtliche Arbeit hätten sie verrichtet, was bei einem Stundenlohn von zehn Euro, 70 000 Euro ausmache, so rechnete Schweers den Gästen vor.

Auf die Eigeninitiative der Kinder und Jugendlichen wird auch im Ribbeck-Eck Wert gelegt. Kürzlich bauten sie einen Gartenpavillion sowie eine Dusche, sagte die Sozialarbeiterin Kornelia Henning. Im einstigen Schankraum ist zudem gerade eine Ausstellung des landesweiten Projekts „Zeitensprünge“ zu sehen, an dem sich der Bornstedter Club im vergangenen Jahr beteiligte. Dabei erforschten zehn der Jugendlichen die Geschichte des Hauses an der Ecke Potsdamer Straße, Ribbeckstraße. Nicht nur einen Grundriss des Gebäudes aus dem Jahr 1771 entdeckten sie dabei, auch fanden sie heraus, dass das Ribbeck-Eck zu DDR-Zeiten von verschiedenen Parteien, etwa der SED sowie der Bauernpartei, für Versammlungen genutzt und bereits Ende der siebziger Jahre in den Räumen der Gaststätte ein Jugendclub eingerichtet wurde.

Auf ähnlich großzügige finanzielle Unterstützung wie der Golmer Verein, können Henning und ihre Kollegin Ria Fleckstein dabei nicht zurückgreifen. Schon lange wünschen sie sich „dichte Fenster, trockene Wände und einen warmen Fußboden“, so Fleckstein. Doch statt eine Zentralheizung einzubauen, habe die Stadt für die kalten Monate einen Zivildienstleistenden mit dem Betreiben der vier Kohleöfen im Haus betraut. Auch der vom Entwicklungsträger Bornstedt 1999 in Aussicht gestellte Neubau im Bornstedter Feld sei letztlich nicht verwirklicht worden, „schließlich sind wir auch kein sozialer Brennpunkt wie etwa der Schlaatz“ erläutert Henning.

Trotz der unterschiedlichen öffentlichen Unterstützung zählen beide Einrichtungen pro Tag zwischen 20 und 30 Besucher. Dort stehen die Sozialarbeiterinnen den Kindern und Jugendlichen bei sämtlichen familiären, persönlichen, schulischen und beruflichen Problemen zur Seite. An zehn internetfähigen Computern in Golm und immerhin einem im „Ribbeck-Eck“ in Bornstedt können sie zudem ihre Schularbeiten erledigen oder nach Ausbildungsplätzen suchen. „Denn jeder sollte im Leben die gleiche Chance bekommen“ sagt Gabriele Brandt. Deshalb hätte der Jugendfreizeitladen Golm während des zweijährigen Umbaus auch nicht geschlossen, denn, so fragt Brandt, „wo wären die Jugendlichen dann hingegangen?“ Frederik von Harbou

Frederik von Harbou

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