ATLAS: Eine Ermutigung
Es ist still geworden um das geplante Potsdamer Museum für Hedwig Bollhagen. Nach der Wende galt die Keramikerin aus Marwitz als die Vorzeige-Unternehmerin Brandenburgs, als Mutter Courage von der Havel.
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Es ist still geworden um das geplante Potsdamer Museum für Hedwig Bollhagen. Nach der Wende galt die Keramikerin aus Marwitz als die Vorzeige-Unternehmerin Brandenburgs, als Mutter Courage von der Havel. Nach 1989 führte die Dame mit dem freundlichen Lächeln ihren Betrieb wieder in die Selbständigkeit. Die Idee, dem Werk Bollhagens wenige Jahre nach ihrem Tod in Potsdam eine ständige Heimat zu geben, wurde einhellig bejubelt – bis ans Licht drang, dass sie ihre Werkstatt 1934 unter unfairen Bedingungen von der jüdischen Künstlerin Margarete Heymann-Loebenstein erwarb. Ein klarer Fall von „Arisierung“. Die Historikerin Simone Ladwig-Winters stellt in einem Gutachten im Auftrag des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF) fest, Hedwig Bollhagen habe „von der Politik des NS-Regimes profitiert, ohne das Regime willentlich gezielt unterstützt“ zu haben. Die NS-Verstrickung der Künstlerin in dem Potsdamer Museum darzustellen wäre eine große Chance zur geschichtlichen Aufarbeitung. Hedwig Bollhagen hat nicht nur wunderbare Keramik hinterlassen, sondern auch eine exemplarische deutsche Lebensgeschichte, aus der Schüler und Erwachsene viel lernen könnten. Darum: Ein aufklärendes Bollhagen-Museum, das sich der Vita der Künstlerin kritisch stellt, wäre ein Gewinn für Potsdam.
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