Von Günter Schenke: Eine Fabrik für Senioren
Kurfürstenstift schließt eine Marktlücke in Potsdam, es soll ein Wohnprojekt für aktive Betagte werden
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Nauener Vorstadt - Kein herkömmliches Altersheim, sondern ein Wohnprojekt für Senioren, die aktiv bleiben wollen – dieses Ziel verbindet Aenne Toups-Lamprecht mit dem Kurfürstenstift in der Behlertstraße 29. Derzeit findet in dem umgebauten ehemaligen Fabrik- und Wohngebäude der Innenausbau statt, im November können die Bewohner einziehen.
Die Physiotherapeutin und Geschäftsführerin der Einrichtung hat mit dem Bauunternehmer Dirk Onnen die Kurfürstenstift GmbH gegründet, welche die Trägerschaft für das neue Haus hat. „Die Besonderheit des denkmalgeschützten Objektes ist, dass jede Wohnung individuell gestaltet ist; alles wirkt solide und großzügig hinter dem stabilen Mauerwerk“, sagt Toups-Lamprecht.
Als Physiotherapeutin wolle sie den Bewohnern jeden Tag Bewegungsangebote unterbreiten, eine gute Küche bieten sowie geistige und körperliche Anregungen geben. „Bei uns sollen sich alte Menschen nicht einsam fühlen wie in vielen herkömmlichen Heimen“.
63 Wohnungen stehen am 1. November zur Verfügung, Am 24. Oktober wollen die Betreiber an einem Tag der offenen Tür die Gelegenheit zur Besichtigung bieten. Doch schon jetzt gebe es zahlreiche Anfragen; die ersten Verträge seien so gut wie unter Dach und Fach. „Besonders aus dem Potsdamer Umland besteht Interesse“, sagt Toups-Lamprecht und erwähnt eine 80-jährige Frau, die allein in ihrem Häuschen wohnt. Da ihr Mann verstorben ist und die Kinder inzwischen in München leben, fühlt sie sich zunehmend einsam. „Das ist die typische Klientel für unser Haus, aber auch Ehepaare, bei denen vielleicht ein Partner schon etwas Pflege braucht“, sagt die Betreiberin.
Eine andere Gruppe von Interessenten komme aus dem Kreis der Eltern von Zuzüglern nach Potsdam, die in der Nähe ihrer Kinder und Enkel leben wollen. „Zu uns kommen nicht Menschen, die nach einem Schlaganfall eine intensive stationäre Pflege benötigen, das ist ein anderes Segment“, erläutert sie. Über die Hauskrankenpflege würden jedoch die notwendigen Dienstleistungen im Pflegebereich übernommen.
Außerdem gebe es im Kurfürstenstift auf 50 Quadratmetern einen Therapiebereich mit Arztsprechstunde, Physio- und Ergotherapie. Module wie Reinigung, priveligierte Nutzung der Wellnessangebote und der Gastronomie können durch Leistungen wie Fahrdienste, Begleitservice und garantierte Versorgung im Pflegefall bis Stufe III ergänzt werden.
Die Betreiber streben an, dass das Haus ab 1. November voll bewohnt ist.
Die 48-jährige gebürtige Potsdamerin Aenne Toups-Lamprecht betreibt derzeit erfolgreich drei Physiotherapie-Praxen. Im Projekt Kurfürstenstift sieht sie eine neue berufliche Herausforderung. „In Potsdam sind wir mit diesem Konzept konkurrenzlos“.
Dirk Onnen hat in das Objekt 13 Millionen Euro investiert. Das Hauptgebäude ist einst als Seidenfabrik errichtet worden, später war es Sitz des VEB Präzisionsschlösser und nach der Wende BAB-Ikon-Zylinderschlösser. Das 6000 Quadratmeter große Gelände bietet eine ebenso große Wohnfläche vor allem für Zwei- und Dreizimmerwohnungen. Für Paare gibt es sogar zwei Schlafzimmer. „Die meisten Wohnungen haben eine Größe von 70 bis 80 Quadratmetern“, informiert Toups-Lamprecht. Nur zwei seien 162 Quadratmeter groß, für diese gebe es sogar schon eine Interessentin. Die Mieten liegen zwischen 450 und tausend Euro. Dazu kommt für 580 Euro monatlich ein „Basis-Paket“ mit Betreuungs- und Leistungsangeboten wie Bewegungstherapie, kulturelle Veranstaltungen, Vermittlung von Friseur- und Kosmetikdienstleistungen, Hilfe bei Behördenangelegenheiten und anderes.
Günter Schenke
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