
© Promo
Landeshauptstadt: Eine Feier für den Ex-OB
Jann Jakobs gratulierte Horst Gramlich zum 75.
Stand:
Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hat dem früheren Oberbürgermeister Horst Gramlich nachträglich persönlich zum 75. Geburtstag gratuliert und ihn zu einem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant Am Pfingstberg eingeladen, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Gramlich, der von 1990 bis 1998 Oberbürgermeister der Landeshauptstadt war, hatte am Ostersonntag seinen Geburtstag gefeiert.
Jakobs erklärte, viele Entscheidungen aus der Zeit Gramlichs als Stadtoberhaupt hätten die Landeshauptstadt entscheidend geprägt. Dazu zählen die Festlegung der Sanierungsgebiete im Zentrum und in Babelsberg sowie die Ausweisung des Entwicklungsgebietes Bornstedter Feld. In die Amtszeit Gramlichs fiel auch die 1000-Jahr-Feier Potsdams 1993 sowie zwei Jahre später die Bewerbung zur Bundesgartenschau, die 2001 stattfand. Gramlich hatte in den 1990er-Jahren auch den umstrittenen Bau eines neuen gasbetrieben Kraftwerks in Potsdam gegen Widerstände unterstützt. Protestierende Braunkohle-Kumpel aus der Lausitz blockierten deshalb 1994 wochenlang das Rathaus.
Bereits im Mai 2010 hatte sich der Ex-Oberbürgermeister in einer Feierstunde zum 20. Jahrestag der Konstituierung der Stadtverordnetenversammlung ins Goldene Buch der Stadt eingetragen. Eigentlich, so wurde kolportiert, wollte Gramlich Potsdam nie wieder betreten. Denn sein Abgang 1998 war alles andere als rühmlich. Gramlich war durch die Potsdamer in einem Bürgerentscheid mit großer Mehrheit abgewählt worden – ein Novum deutschlandweit. Im Zuge der Baufilz-Affäre des damaligen SPD-Baubeigeordneten Detlef Kaminski war Ende 1997 auch Gramlichs Stuhl ins Wanken geraten. Die Oppositionsfraktionen CDU, Grüne, Bürgerbündnis und Die Andere warfen dem Rathaus-Chef vor, Kaminskis vermeintliche Bestechlichkeit gedeckt zu haben. Der Baustadtrat hatte 1992 einen Optionsvertrag für eine lukrative Eigentumswohnung mit einer Bank unterschrieben und dieser Bank im Gegenzug bei Baugenehmigungen geholfen. Gramlichs Gegner hatten ihm wiederholte politische Instinktlosigkeiten und verfehlte Bauvorhaben wie etwa das umstrittene Potsdam Center – die heutigen Bahnhofpassagen – vorgeworfen. Auch seine eigene Partei, die SPD, hatte die Abwahl unterstützt. Gramlich äußerte sich nach der Abwahl enttäuscht über das Votum der Potsdamer und das Verhalten seiner Partei. Er selbst habe bis zuletzt nicht geglaubt, dass er abgewählt werden würde, sagte er damals. mar
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: