Homepage: Eine Grenze überschritten

Zwei ungewöhnlichen Begegnungen hatten Studierende und Dozenten der Universität Potsdam unlängst auf einer Exkursion in die USA. Zu den Höhepunkten der Reise gehörten nach Auskunft von Prof. Irene Diekmann die Begegnungen mit Adele Berggreen und Si Lewen in Poughkeepsie im Staat New York. Im Rahmen des Pilotprojektes „Zum Umgang mit dem Gedenken an die Shoah / Gedenkkulturen im Vergleich: Deutschland – USA“, das in diesem Semester zeitgleich am Vassar-College und am Historischen Institut der Universität Potsdam läuft, fand im November die Exkursion der Potsdamer Studenten statt

Adele Berggreen hatte das Vassar-College 1940 bis 1944 besucht und dann in Yale Jura studiert. Sie hat eine Sammlung von Einstein-Briefen, die sich im Besitz ihrer Familie befand, dem College geschenkt. Si Lewen, auch „Ritchie Boy“ genannt, ist inzwischen 87 Jahre ist. Er war während des Zweiten Weltkrieges Angehöriger einer Eliteeinheit, die in Camp Ritchie in psychologischer Kriegführung ausgebildet wurde. Die Absolventen sollten dann an der Front Soldaten zum Überlaufen bewegen. Ein Student der an der Exkursion teilgenommen hat beschreibt seinen Eindruck: „Es waren ergreifende Augenblicke. Das eigentlich Prekäre am Treffen war der seit dem Ende des zweiten Weltkrieges von Si Lewen verfolgte Grundsatz, Kontakte mit Deutschen zu vermeiden. Insofern hat unsere Gruppe eine Grenze überschritten, die gleichsam den Punkt zur nachträglichen Versöhnung mit dem ,Volk der Täter“ darstellen sollte.“

Es schloss sich die Teilnahme am Shabbat und der Besuch im Vassar Tempel an. „Fragen nach Schuld und Sühne, oder Gnade und Urteil hängen zuweilen bedeutungsschwer im Raum. Durchbrochen wird diese Ernsthaftigkeit immer wieder durch den beredten Charme und Witz von Rabbi Golomb“, erinnert sich einer der Teilnehmer. Subtil, aber mit Verve habe der Rabbi die Aufmerksamkeit der Gruppe immer wider auf den menschlichen rational-irrationalen Verstand sowie die eigene Unvollkommenheit gelenkt. Kix