zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Eine gute Idee, die nicht rollt

Umweltbelastung senken: Taxen auf Abrollrampe könnten nachrücken ohne zu starten

Stand:

Beim Anblick einer Batterie von Taxen kam Hans von Treichel-Mirbach eine Idee. Wenn man sie etwas erhöht aufstellen würde und sie über eine Rampe abrollen könnten, dann müssten sie nicht jedes Mal den Motor starten, um nachzurücken, wenn das an erster Stelle stehende Taxi mit einem Fahrgast davon fährt. Auf diese Weise könnte nicht nur Sprit eingespart, sondern auch die Umweltbelastung der ewigen Starts beim Nachrücken erheblich eingeschränkt werden.

Offenbar reist der aus Bruchhausen-Vilsen stammende ältere Herr gern, denn die Idee kam ihm in Hannover am Hauptbahnhof und verfestigte sich in Berlin am Kurfürstendamm. Als er dann 1997 die Bauarbeiten am Potsdamer Hauptbahnhof sah, Hans von Treichel-Mirbach gehört zur berühmten Mirbach-Familie und besucht Potsdam immer wieder, schrieb er an den Oberbürgermeister der Stadt, der damals Horst Gramlich hieß, und schlug vor, bei der Neuanlage des Bahnhofsvorplatzes eine solche Rampe mit einzuplanen. Die Antwort war ernüchternd. Die Planungen seien schon zu weit fortgeschritten, wurde ihm mitgeteilt, der Vorschlag könne nicht mehr berücksichtigt werden.

Dabei wäre der Potsdam-Liebhaber, der inzwischen in der Landeshauptstadt wohnt, stolz darauf gewesen, wenn es nicht nur ein Mirbach-Wäldchen und eine Miami-von-Mirbach-Straße in Potsdam gegeben hätte, sondern auch eine Hans-von-Treichel-Mirbach-Abrollrampe, wie er Gramlich schrieb. Das war sicher humorvoll gemeint, die Idee der Umweltschonung war Treichel-Mirbach jedoch so ernst, dass er sie sogar zum Patent anmeldete. Auch da bekam er jedoch einen negativen Bescheid, denn eine solche Konstruktion gab es bereits, nämlich vor der europäischen Einigung an der deutsch-österreichischen Zollgrenze. Dort konnten die Autos zur Abfertigung an der Zollstation motorlos anrollen.

Doch von Treichel-Mirbach gab nicht auf, wird doch in Potsdams Innenstadt abermals einiges umgekrempelt am Alten Markt für den neuen Landtag. Wiederum reichte er seinen Vorschlag ein, brachte es sogar zu einem Antrag in der Stadtverordnetenversammlung. Das Projekt scheint jedoch grundsätzlich auf wenig Gegenliebe zu stoßen. Das Projekt werde nicht weiterverfolgt, erklärte Pressesprecherin Regina Thielemann. Priorität habe eine möglichst hohe Angleichung an die historische Situation in der Stadtmitte, so die Begründung. Eine Rampe füge sich da nicht ein. Aber letztlich plane die Landesregierung den Landtag.

Bei intensiven Nachfragen entstand allerdings der Eindruck, dass sich mit der Treichel-Mirbachschen Idee, die laut Befürworter nur zwei Prozent Gefälle braucht, niemand wirklich beschäftigt hat. H. Dittfeld

H. Dittfeld

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })