zum Hauptinhalt

SERIE: Eine heilkräftige Wünschelrute Die Virginia-Zaubernuss aus Nordamerika Pflanze des Monats

Im Botanischen Garten der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen zu bewundern. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart einmal im Monat eine dieser Pflanzen vor.

Stand:

Im Botanischen Garten der Universität Potsdam gibt es zahlreiche exotische und heimische Pflanzen zu bewundern. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart einmal im Monat eine dieser Pflanzen vor.

Jetzt im November beginnt im Garten die Saison der Winterblüher. Wohlbekannt sind Christrose und Schneeglöckchen; aus fremden Ländern in unsere Gärten gelangt sind auch Duft-Schneeball und Winter-Jasmin. Der Reigen wird jedoch eröffnet von der Virginia-Zaubernuss (Hamamelis virginiana) aus Nordamerika. Wenn sich ihr Laub gelb färbt, erscheinen ihre zarten gelben Blüten; optisch richtig zur Geltung kommen sie jetzt nach dem Laubfall. Ihr angenehm würziger Duft ist für aufmerksame Nasen aber auch vorher wahrnehmbar.

Die Heilkräfte dieses Strauches sind wissenschaftlich anerkannt. Sie wurden auch schon von den Ureinwohnern Nordamerikas genutzt, zum Beispiel gegen Hautleiden und Erkältungen. Heute wird Hamameliswasser von der Virginia-Zaubernuss vielfältig für naturheilkundliche und kosmetische Zwecke verwendet. Medizinisch besonders wirksam sind ihre Gerbstoffe, die gefäßverengend und durchblutungsmindernd wirken und dadurch bei entzündlichen Hautproblemen wie Sonnenbrand helfen.

Bei einem Rundgang Mitte der 90er Jahre durch den Botanischen Garten der Universität Potsdam muss die blühende Virginia-Zaubernuss auch Loki Schmidt, der jüngst verstorbenen Gattin des früheren Bundeskanzlers Helmut Schmidt, aufgefallen sein, denn sie weist in ihrem Buch „Die Botanischen Gärten in Deutschland“ explizit auf die umfangreichen Zaubernuss-Bestände im Potsdamer Garten hin.

Die weißen Siedler in Nordamerika übernahmen Heilanwendungen der Hamamelis von den Indianern. Außerdem benutzten sie Zweige des Strauches als Wünschelruten. Diese magische Verwendung durch die Siedler brachte der Pflanze den Namen „Witch Hazel“ ein, wörtlich übersetzt „Zauber-Hasel“. Der Name „Zaubernuss“ wurde dann auch auf die beiden Arten aus Asien angewendet, die in hiesigen Gärten heute viel häufiger gepflanzt werden als die Virginia-Zaubernuss. Diese Pflanzen aus Asien verbreiten mit ihrer spätwinterlichen Blüte einen ganz besonderen Gartenzauber. Loki Schmidt beschreibt diesen ganz unmagischen Zauber treffend in einem anderen Buch, dem „Naturbuch für Neugierige“. Als aufmerksamer Beobachterin fielen ihr die über den Winter langsam schwellenden Blütenknospen der Hamamelis-Sträucher bei Spaziergängen in der kalten Jahreszeit besonders ins Auge.

Loki Schmidt starb am 21. Oktober dieses Jahres im Alter von 91 Jahren. Die Botanischen Gärten in Deutschland haben mit ihr eine herausragende Fürsprecherin verloren. Sie werden das Andenken an sie aber noch lange lebendig halten, zum Beispiel mit den 2009 als Geschenk zu ihrem 90. Geburtstag in 90 ganz unterschiedlichen Gärten Deutschlands angelegten 90 Loki-Schmidt-Beeten. Im Botanischen Garten der Universität Potsdam wird das Loki-Schmidt-Beet ab dem Spätwinter wieder in der Blütenpracht von Schneeglöckchen und Krokussen vor dem Hintergrund dunkler Koniferen und asiatischer Zaubernüsse erstrahlen. Es erinnert mit blühenden Zwiebel- und Knollenpflanzen bis in den Herbst hinein an die Frau, die 1980 auch die „Blume des Jahres“ ins Leben rief. Michael Burkart

Die Virginia-Zaubernuss verströmt derzeit ihren Duft im Freigelände des Botanischen Gartens an der Maulbeerallee. Am Sonntag, 14.11. gibt es im Gewächshaus um 14 Uhr den Aktionstag „Kakao und Schokolade“ (Voranmeldung erbeten, Infos auf www.botanischer-garten-potsdam.de).

Michael Burkart

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })