Links und rechts der Langen Brücke: Eine Herzenssache
Peer Straube über die Chance auf ein würdiges Gedenkkonzept
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Bis heute tut sich die Stadtverwaltung schwer damit, dem Gedenken an die Opfer der Mauer einen würdigen Rahmen zu geben. Jahrestage, normalerweise denkbar geeignete Gelegenheiten für schöne Konzepte oder Projekte, sind haufenweise ungenutzt verstrichen. Auch jetzt, nachdem der öffentliche Druck so groß wurde, dass das lange angekündigte Gedenkkonzept endlich in Vorbereitung ist, bleibt der Eindruck, dass man im Rathaus mit dem Thema wenig anzufangen weiß. Presseanfragen werden einsilbig beantwortet, manchmal gar launig. Gedenkstelen verschwinden – wie an der Glienicker Brücke – für immer oder tauchen – wie im Fall jener am Bahnhof Griebnitzsee – plötzlich in den Depots der Stadtverwaltung wieder auf, nachdem sie bereits als verschollen gemeldet waren. Die Bedeutung von Mauerresten wie den inzwischen abgebauten in der Bertinistraße wird heruntergespielt – ohne zuvor den Rat auch nur eines Historikers zu Rate zu ziehen. Verantwortung gegenüber der Geschichte und den nachfolgenden Generationen sieht anders aus.
Es muss die Verwaltung darum besonders beschämen, dass es nun ausgerechnet die Jungen sind, jene, die die Zeiten nicht selbst erlebt haben, die zeigen, wie es geht. Wenn man mit Herz bei der Sache ist, fallen einem gute Ideen leicht, wie das Beispiel der Fachhochschul-Studenten zeigt. Ihr Konzept für die Glienicker Brücke – das Potsdamer Symbol für die deutsche Teilung schlechthin und selbst vom Rathaus offiziell als zentraler Gedenkort deklariert – ist innovativ, originell und vor allem informativ. Kurz, es ist all das, was es an diesem Ort braucht und was dort längst hingehört hätte.
Angesichts der Defizite in der Gedenkkultur ist es allerdings verwunderlich, warum das Interesse der angeschriebenen Vereine und Opferverbände an der Mitarbeit am Gedenkkonzept bislang so gering ausfällt. Schließlich waren vor allem sie es, die dafür gesorgt haben, dass nun überhaupt eines entwickelt wird. Eins ist klar: Das Konzept kann nur gelingen, wenn es Stadt, Vereinen und Historikern gleichermaßen am Herzen liegt.
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