Landeshauptstadt: Eine Instanz nahm Abschied
Rudolf Böhm gab Leitung der Skulpturenwerkstatt an Kathrin Lange weiter
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Sanssouci - Gestern beging Rudolf Böhm, Leiter der Skulpturenwerkstatt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, seinen 65. Geburtstag und trat in den Ruhestand. Mit Blumen und Geschenken hatte sich aus diesem Anlass eine große Zahl von Gratulanten in der Werkstatt auf dem Schirrhof eingefunden.
„Eine Instanz nimmt Abschied“, würdigte Generaldirektor Prof. Hartmut Dorgerloh das Wirken von Rudolf Böhm. Vor 40 Jahren war er als junger Steinbildhauer aus Dresden an die Havel gekommen und hatte bereits 1968 die Leitung der neu aufgebauten Skulpturenwerkstatt übernommen. "Wir mussten die Werkstatt einrichten, die Sammlung zusammenführen oder Restauratoren ausbilden", schildert er die Anfangsjahre. „Ich war Lehrender und Lernender zugleich." Hauptaufgabe war die Betreuung solch großer Baustellen wie der maroden Nordostkolonnade des Weinbergschlosses, die komplett abgebaut und nach Restaurierung ihrer Teile wieder aufgestellt werden musste. Auf seinem langen Weg hat er mit acht Mitarbeitern, darunter so bewährte Kräfte wie Walter Rentzsch, Ulrich Garn und Stefan Klappenbach, ungezählte Kunstwerke in den Gärten sowie in und an den Baudenkmalen gerettet und wiederhergestellt. Als nur wenige Beispiele nennt er den Figurenschmuck des Neuen Palais, an der Großen Fontäne, der Bildergalerie, der Orangerie, der Neptungrotte, das Oranier- und das Mohrenrondell im Park Sanssouci, die Marmorfußböden und die Wandverkleidungen der Bildergalerie ...
Seine hohe fachliche Kompetenz nutzte Rudolf Böhm auch, um die Stadtdenkmalpflege zu unterstützen. So erneuerte er unter anderem gemeinsam mit Walter Rentzsch den Skulpturenschmuck des Obelisken auf dem Alten Markt und schuf das Modell der Fortuna für das wiederaufgebaute Portal des Stadtschlosses.
Rudolf Böhm möchte sich im Ruhestand stärker der Arbeit an freien Skulpturen widmen. In ihnen drückt er sein künstlerisches Wollen aus, das bei der Restaurierung und Erneuerung der historischen Skulpturen in Sanssouci keine Rolle spielen durfte. Im Herbst wird er diese vielfach unbekannte Seite seines Schaffens in einer Exposition auf der Freundschaftsinsel vorstellen. In seiner Laudatio würdigte der Generaldirektor, dass Böhm bei der Restaurierung der Kunstwerke über die wissenschaftliche Seite hinaus stets Gefühl,Verständnis und Ehrfurcht eingebracht habe. „Diese Einstellung gab er an die jüngeren Mitarbeiter weiter.“ Eine davon ist Kathrin Lange, die Böhms Nachfolgerin wird. Symbolisch überreichte ihr Prof. Dorgerloh den Staffelstab. Zum stellvertretenden Werkstattleiter wurde der Restaurator Roland Will bestellt. Kathrin Lange hat Steinmetz gelernt, arbeitet seit Anfang der 90er Jahre in der Stiftung und bildete sich durch ein Studium zur Diplomrestauratorin weiter. Einen Namen gemacht hat sie sich als Kuratorin der diesjährigen Hauptausstellung der Stiftung „Marmor, Stein und Eisen bricht ... Die Kunst zu bewahren“.E. Hohenstein
E. Hohenstein
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