Links und rechts der Langen Brücke: Eine Jahrhundertlösung
Guido Berg sieht schon das Potsdam-Museum ins Brockesche Haus einziehen – glaubt aber, dass die Stadt Potsdam das Haus nicht für alle Zeit mieten wird
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Das Brockesche Haus gilt im Wettbewerb mit dem Alten Rathaus als Favorit für den Sitz des künftigen Potsdam-Museums – seiner Größe und Raumaufteilung wegen und auch, weil die Fassade dieses Gebäudes in der Yorckstraße so außerordentlich repräsentativ ist. Stellt ein Potsdamer in einer vielleicht nicht mehr fernen Zukunft seinem Besuch das Brockesche Haus als Potsdam-Museum vor, wird er eher ein „Natürlich“ als Reaktion erhalten als ein zweifelndes „Ach ja?“, wie das beim jetzigen Standort in der Benkertstraße zu erwarten ist. Kurzum, das Brockesche Haus sieht aus, wie man sich das Stadtmuseum einer Großstadt mit Vergangenheit allgemein vorstellt. Doch ausgemachte Sache ist der Einzug einer städtischen Dauerausstellung in das 1776 errichtete Haus noch längst nicht. Offiziell erklärt die Stadtverwaltung, sie warte noch auf die Fertigstellung eines Gutachten eines externen Wirtschaftsprüfers. Inoffiziell wird bereit jetzt das von Lorenz Bruckner, Eigentümer der Immobilie Brockesches Haus, vorgestellte Konzept in Zweifel gezogen. Bruckner will das Haus sanieren und zum Museum umbauen lassen, um es dann an die Stadt Potsdam zu vermieten. Dieses Angebot ist verlockend – und abschreckend zugleich. Die Stadt muss nicht die Investitionskosten von etwa 20 Millionen Euro tragen – steht doch aber im Falle, Bruckner kündigt nach 20 Jahren, wieder ohne Museum da. Tatsächlich ist jetzt jede Überlegung richtig, die von einer langfristigen Lösung ausgeht, einer Lösung, die mehr als 100 Jahre bestand hat, einer Jahrhundertlösung. Jede Potsdamer Generation hat ihre Aufgabe; der jetzigen ist es vergönnt, einen neuen Museums- Sitz zu bestimmen. Zwar beteuert Bruckner, der Mietvertrag werde nach 20 Jahren verlängert. Doch was ist nach 40, nach 60 und mehr Jahren? Das Gebäude gehört weiterhin Bruckner und Erben, nicht jedoch der Stadt Potsdam. Jeder Hausbesitzer aber weiß, wer lange mieten will, der kauft lieber. Der jetzige Eigentümer und die Stadtverwaltung werden also, so ist anzunehmen, über eine langfristige Übernahme des Brockeschen Hauses in den Immobilienbesitz der Stadt verhandeln. Vertraglich könnten Kaufoptionen festgelegt oder eine Art Mietkauf vereinbart werden. Scheitert die Vision Brockesches Haus an dieser Frage, wird das Alte Rathaus auf lange Zeit nur Zwischenlösung sein oder zweite Wahl.
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