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Sport: Eine kleine Zäsur

Turbine Potsdam unterlag beim langjährigen direkten Konkurrenten 1. FFC Frankfurt mit 0:4

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Der Mai war für den 1. FFC Turbine Potsdam in seiner jüngsten Vereinsgeschichte ein Monat, in dem er gern gegen den sportlichen Erzrivalen 1. FFC Frankfurt antrat: Erinnert sei an die DFB-Pokalsiege am 29. Mai 2004 (3:0) oder am 28. Mai 2005 (3:0). Doch mittlerweile hat sich eine Kluft zwischen beiden Teams aufgetan: Bei der gestrigen 0:4 (0:2)-Niederlage Turbines im Frankfurter Stadion am Brentanobad befand sich das Team von Trainer Bernd Schröder nicht mehr wie von ihm erhofft „auf Augenhöhe“ mit dem Tabellenführer.

Seit längerem befindet sich der 1. FFC Turbine in einer Phase der Konsolidierung. Die jungen Spielerinnen müssen noch geformt werden und stehen noch lange nicht am Ende ihres Leistungspotenzials. Trotz alledem stellte die gestrige deutliche Pleite der Potsdamerinnen eine gewisse Zäsur dar. Zu dominant präsentierte sich der individuell besser besetzte Gastgeber. Trainer Bernd Schröder zeigte sich aufgrund der offenkundigen Defizite mürrisch: „Sie haben ihr Herz nicht zur Geltung gebracht“, berichtete der Coach etwas verklausuliert und meinte damit besonders die fehlende Leidenschaft seiner Equipe.

Schon von Beginn an deutete die Körpersprache der Potsdamerinnen darauf hin, dass der unbedingte Siegeswille nicht vorhanden war. „Lediglich Aferdita Kameraj und Desirée Schumann brachten die erforderliche Leistung“, mahnte der Trainer an und fügte hinzu, dass er sich von den anderen Führungsspielerinnen mehr erhofft hatte. Von dieser Kritik dürften sich wohl Anja Mittag, Jennifer Zietz oder auch Babett Peter angesprochen fühlen.

Nach einer noch ausgeglichenen Anfangsphase übernahm Frankfurt mit dem 1:0 durch Kerstin Garefrekes, die sich im Nachsetzen aus zehn Metern durchsetzte (12.), die Initiative. Kurz vorher hatte Turbines Caroline Schiewe nach einem Foulspiel die Gelbe Karte gesehen (9.). Trotz einer zwischenzeitlichen Ermahnung durch Schiedsrichterin Nicole Schumacher ging Schiewe ungeschickt in einen erneuten Zweikampf und musste nach nur 32. Minuten frühzeitig in die Kabine. Schon eine Minute nach dem Platzverweis für Schiewe markierte die Ex-Potsdamerin Petra Wimbersky das 2:0 (35.). Nationalstürmerin Birgit Prinz machte mit einem Doppelpack (68. und 73., Foulelfmeter) den hohen Erfolg der Gastgeberinnen perfekt.

Turbine Potsdam fehlte am Pfingstmontag eine Leitfigur, die das Team aus seiner Lethargie hätte herausholen können. In der modernen Fußballsprache gern als „aggressiv leader“ tituliert. „Eine Spielerin, die dem Team auch mal über eine schlechte Spielphase hinweghilft“, umschrieb Schröder. Einige der jungen Spielerinnen waren zum ersten Mal in dem Stadion und da hätten sie vielleicht auch Angst vor der eigenen Courage gehabt, suchte Bernd Schröder nach Erklärungen für die klare Niederlage.

Turbine liegt mit 31 Punkten weiter 13 Zähler hinter Spitzenreiter 1. FFC und muss sechs Spieltage vor dem Saisonende die Hoffnung auf Platz zwei so gut wie begraben. Dieser zweite Platz könnte beim Meisterschafts-Triumph und einem gleichzeitigen UEFA-Cup-Sieg der Frankfurterinnen noch die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb bedeuten. Für Turbine ist nun jedoch selbst der dritte Rang zum Saisonende in Gefahr. „Mit so einer Leistung ist sogar der dritte Platz schwer zu halten“, resümierte der enttäuschte Bernd Schröder.

Turbine: Schumann; Marxkord (56. Wich), Kameraj, Peter, Schiewe; Sainio, Zietz, I. Kerschowski; Schmidt, Mittag, Kaurin.

Benjamin Unger

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