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Sport: Eine Medaille vor Augen

Hagen Brosius hat als Langstreckler eine beachtliche Entwicklung genommen. Morgen startet der 18-Jährige erstmals bei Deutschen Meisterschaften

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Es muss nicht immer Training sein. Mitunter hilft auch eine spezielle Massage auf Ayurveda-Basis, um sich für die erstmalige Teilnahme an einer Deutschen Meisterschaft zu präparieren. Fit genug für die große Herausforderung fühlt sich Hagen Brosius. Der 18-jährige Fahrländer fliegt heute nach Stuttgart und wird morgen um 14.45 Uhr in Sindelfingen bei den nationalen Hallen-Titelkämpfen der A-Jugend im schnelleren von zwei Zeitläufen über 3000 Meter versuchen, seine seit drei Wochen bei 8:39,56 Minuten stehende Bestzeit zu unterbieten. Mit dieser Zeit belegt er in der aktuellen deutschen Hallenbestenliste der Jugend den vierten Platz. Der Start am traditionsbeladenen schwäbischen Leichtathletik- Standort stellt den bisherigen Höhepunkt der noch jungen Karriere des Leichtathleten vom Potsdamer Laufclub dar, der Leute vom Fach zuletzt mit enormen Leistungszuwächsen überraschte.

Binnen kurzer Zeit hat es der Schüler des Einstein-Gymnasiums geschafft, der Philosophie seines Vereins Symbolhaftigkeit zu verleihen. Schon bei der Gründung des Potsdamer Laufclubs vor fünfzehn Jahren ging es um das Streben nach einer Symbiose aus Spaß am Laufen und zielgerichteter Leistungsorientierung. „Hagen verkörpert diese derzeit wie kein anderer bei uns“, wertet die frühere Weltklasse-Athletin Ulrike Bruns, die von Brosius“ Leistungsprogression angetan ist.

Der einst an der Potsdamer Sportschule abgelehnte Läufer hat nach eigenen Worten einen längeren USA-Aufenthalt im vergangenen Jahr zur Erkenntnisgewinnung genutzt. In Lakeville im Bundesstaat Minnesota habe sich ihm die Bedeutung des Laufens erschlossen. Hagen Brosius ließ Ernsthaftigkeit Einzug halten, verdoppelte sein Trainingspensum und bringt es derzeit locker auf einhundert wöchentliche Trainingskilometer. Von der Physiognomie her entspricht er dem typischen Langstreckler. Bei einer Körpergröße von 1,73 Metern bringt er es auf 54 Kilogramm Körpergewicht. Brosius transportiert also, wie man so sagt, kein Gramm zu viel über die Strecken, von denen er sagt, dass sie ihm, je länger sie sind, um so mehr liegen.

Dass er jedoch neuerdings unter fachlicher Anleitung des früheren Europameisters Olaf Beyer auch Fortschritte in Sachen Tempohärte erarbeitete, ließ sich schon zu Jahresbeginn beim Caputher Seelauf begutachten. Hagen Brosius war bei der einmaligen Seeumrundung von niemandem zu halten und am Ende über die fünf Kilometer stattliche 53 Sekunden schneller im Ziel als der zweitplatzierte Triathlet Philipp Hermann.

Brosius“ Umgang mit seiner erreichten sportlichen Qualität trägt durchweg sympathische Züge. Er wirkt ausgesprochen bodenständig und erzählt davon, wie sehr er sich freute, dass ihm eine seiner Lehrerinnen unter die Zensur einer Arbeit eine freundliche Gratulation zu einem seiner Siege schrieb. Am Einstein- Gymnasium, einer Einrichtung mit spezieller naturwissenschaftlicher Ausrichtung, kommt der gebürtige Pasewalker so zurecht, dass er sich vom Notenschnitt her im Mittelfeld bewegt.

Was ist morgen, wenn Hagen Brosius in Sindelfingen auf die Bahn geht, für ihn drin? „Ich habe Respekt vor der Aufgabe, bin aber guter Dinge und gespannt darauf, wie sich der Lauf entwickelt. Der Ausgang eines solchen Meisterschaftsrennens ist immer auch abhängig von dessen taktischem Verlauf. Wenn das Tempo nicht zu sehr verschleppt wird und in der Endphase jemand einen langen Spurt anzieht, suche ich meine Chance. Ein fünfter Platz sollte drin sein. Der Gewinn einer Medaille wäre natürlich ein Riesending“, blickt er voraus.

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