Landeshauptstadt: Eine Million Euro für Radwege
Die Stadt plant dieses Jahr vier neue Strecken und zahlreiche Reparaturen
Stand:
Die Radsaison hat längst begonnen, viele Potsdamer nutzen bereits das Fahrrad für den Weg in die Arbeit oder zum Einkaufen. Doch nicht überall in der Stadt kommen die Radler gut und vor allem sicher voran – oft fehlt es an Radwegen, und wenn es welche gibt, sind sie nicht selten marode und kaum noch zu benutzen.
Dabei hat die Stadt ein ehrgeiziges Ziel: Bis 2020 will sie, dass die Potsdamer ein Drittel aller Wege mit dem Rad zurücklegen – derzeit sind es etwas mehr als 20 Prozent. Um das zu erreichen, fließt jedes Jahr eine nicht unerhebliche Summe aus der Stadtkasse in den Radverkehr, in diesem Jahr ist es eine knappe Million Euro. 409 000 Euro werden für neue Radwege ausgegeben, 528 000 Euro für Reparaturen der bestehenden, wie der Potsdamer Radverkehrsbeauftragte Torsten von Einem am Dienstagabend im Bauausschuss sagte.
Größtes und gleichzeitig strittigstes Projekt ist der Radweg entlang der Lindenallee. Die Stadtverwaltung will zwischen Neuem Palais und Golm einen 2,9 Kilometer langen, asphaltierten Radweg bauen. 1,1 Millionen soll das kosten, 75 Prozent übernimmt das Brandenburger Wirtschaftsministerium. Doch eine andere Landesbehörde ist dagegen: Das Landesdenkmalamt lehnt eine Asphaltierung ab und plädiert außerdem dafür, den Weg auf der Mittelachse zu bauen und nicht wie vorgesehen nördlich davon. Weil sich Stadt und Landesdenkmalamt in diesen strittigen Punkten partout nicht einigen konnten, muss nun die Brandenburger Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) als oberste Denkmalpflegerin des Landes ein Machtwort sprechen. Eine Entscheidung liege noch nicht vor, sagte von Einem am Dienstag. Er rechne aber damit, dass diese bald fallen und zugunsten der Stadt ausgehen werde.
Ebenfalls asphaltiert und somit zum Radweg ausgebaut werden soll in diesem Jahr der Uferweg entlang des Templiner Sees. Und zwar zum einen zwischen dem Jachthafen Potsdam und der Straße Im Bogen und zum anderen zwischen dem Seminaris-Hotel und An der Pirschheide. Das erste Stück kostet 615 000 Euro, das zweite Stück weiter südlich 450 000 Euro. Auch entlang der Leipziger Straße vom Wasserwerksgelände bis nach Hermannswerder soll ein Radweg entstehen, dieser kostet rund eine Million Euro. Alle drei Uferabschnitte können wahrscheinlich zu großen Anteilen mit EU-Fördermitteln finanziert werden, wie von Einem erklärte (siehe Kasten).
Noch keinen konkreten Termin für einen Baustart konnte von Einem hingegen für den seit Langem erwarteten Radweg zwischen den Wohngebieten Schlaatz und Stern nennen. „2014 wird das wahrscheinlich nichts. Wir können den Weg erst 2015 oder 2016 umsetzen“, sagte er. Hintergrund ist, dass der Stadt nicht alle Flächen entlang der Fernwärmetrasse gehören – zwei Eigentümer weigern sich bislang, ihre Grundstücke zu verkaufen. Schon seit 2008 ist der Weg im Radwegeplan festgeschrieben.
Einem weiteren Projekt erteilte die Stadt nun endgültig eine Absage: Dem Radweg zwischen Satzkorn und Fahrland. Dieser sollte rund 190 000 Euro kosten, allerdings hatten Anwohner die Pläne abgelehnt, wie von Einem erklärte. Als Alternative wäre nur eine Verbreiterung der Fahrbahn möglich gewesen, was sich aber als zu teuer erwiesen habe. Ein Schutzstreifen sei dort nicht erlaubt, weil der Abschnitt außerhalb einer geschlossenen Ortschaft liege.
Instand setzen will die Stadt in diesem Jahr zum Beispiel den Radweg an der Kreuzung Voltaireweg/Zur Historischen Mühle. Dafür sollen 80 000 Euro ausgegegeben werden. 90 0000 Euro will die Stadt in die Sanierung des Radwegs an der Breiten Straße stecken, und zwar für das etwa 250 Meter lange Stück zwischen Wall am Kiez und Dortustraße. Außerdem soll die Nedlitzer Straße für 30 000 Euro verbreitert werden, damit Platz für einen Schutzstreifen für Radfahrer bleibt. Weitere 30 000 Euro plant die Stadt für die Reinigung von Radwegen ein, 60 000 Euro für die Beseitigung von Wurzelaufbrüchen. Und die Verwaltung will die grünen Radwegweiser, die es auch in anderen deutschen Städten gibt, auf das ganze Potsdamer Stadtgebiet ausweiten. Das kostet 120 000 Euro, wovon 48 000 Euro gefördert werden.
Seit der Verabschiedung des Radverkehrskonzeptes im Jahr 2009 hat die Stadt etwa 3,3 Millionen Euro für Radwege in Potsdam ausgegeben. Zwischen 2009 und 2012 lag der jährliche Durchschnitt bei etwa 818 000 Euro, was einem Betrag von 5,10 Euro pro Einwohner entspricht, wie von Einem vorrechnete. Im vergangenen Jahr seien es mit 785 000 Euro etwas weniger gewesen, dafür seien es dieses Jahr mit 937 000 Euro etwas mehr. Bis 2016 sollen die Arbeiten an allen Hauptradwegen abgeschlossen sein, sodass Radfahrer dann aus allen Himmelsrichtungen gut in die Innenstadt kommen. Katharina Wiechers
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: