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Landeshauptstadt: Eine Mütze durch die Krone werfen

Der wöchentliche PNN-Gartentipp

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Der wöchentliche PNN-Gartentipp Von Erhart Hohenstein „Wenn du eine Mütze durch die Krone werfen kannst, dann hast du richtig geschnitten.“ Diese Weisheit vermittelte unser Gartennachbar für den Schnitt der Schattenmorelle. Er entfernte die innen wachsenden Triebe radikal und kürzte die anderen auf zwei Drittel, die Verlängerung der Hauptäste nicht ganz so stark. Leider trifft der Spruch von der Mütze nicht auf alle Obstbäume und schon gar nicht auf Ziersträucher zu. Anspruchsvolle Gartenbücher liefern zwar von der Rose bis zum Nadelgehölz detaillierte Ratschläge mit Dutzenden Zeichnungen – das Problem beginnt aber, wenn man mit der Baumschere vor dem Objekt steht und unsicher wird, welche Triebe man entfernen, welche man kürzen und welche stehen lassen soll. Dass der richtige Baumschnitt nicht ganz einfach ist, weiß auch der Kleingärtnerverband (VGS). Er hat eine Fachkommission eingesetzt, die in einzelnen Sparten Kurse veranstaltet und Fachberater ausbildet. Auch gestandene Hobbygärtner ließen, anstatt ihre Gehölze zu verstümmeln, früher den Baumschnitt von diesen Experten ausführen. Die Fachberater sind natürlich in erster Linie für die Vereinsmitglieder da. Wer aber bei ihnen Rat sucht, wird nicht abgewiesen, versichert der Potsdamer Fachkomissionschef Horst Jäkel. Beim VGS-Kreisverband (Tel.: (0331)70 87 97) kann man sich danach erkundigen. Die Ansichten über den richtigen Zeitpunkt für den Baumschnitt haben sich verändert. Früher wurden die havelländischen Obstbauern gewürdigt, die bei Frost den Winterschnitt ausführten. Doch das taten die nur, weil sie vorher keine Zeit hatten. Der Baum verkraftet den Eingriff viel besser, wenn er noch im Saft steht. Deshalb hat sich durchgesetzt, Obstbäume gleich nach dem Abernten zu schneiden, Kirschen, Pfirsiche oder Aprikosen also bereits ab August. Wir wollen die Zeiten nicht zurückwünschen, als die Agrarflieger über den Obstplantagen von Werder und Töplitz Wolken von heute verbotenen Schädlingsbekämpfungsmitteln abließen und Hunderte Singvögel tot zu Boden fielen. Der Verzicht auf diese brutale Methode hat jedoch dazu geführt, dass sich die Schädlinge auch in den Klein- und Hausgärten vermehren. So ist die gefürchtete Baumkrankheit Monilia im Vormarsch. Das man Fruchtmumien nicht in den Bäumen hängen lässt und befallene Zweige bis ins gesunde Holz zurückschneidet, ist keine neue Erkenntnis. Auch chemische Mittel dagegen gibt es nach wie vor. Gewandelt hat sich aber die Ansicht, dass jeder Moniliazweig und jedes gelb verfärbte Erdbeerblatt sofort verbrannt werden muss. Ein gut geführter Komposthaufen wird mit vielen Schädlingen (mit Ausnahmen wie Kohlhernie) und auch mit Monilia fertig. Allerdings sollten die Zweige zuvor geschreddert werden.

Erhart Hohenstein

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