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Sport: Eine neue Erfolgsgeschichte

Auch in der Oberliga bezwang Babelsberg 03 am Sonnabend daheim den 1. FC Union Berlin mit 3:2

Stand:

„Ich dachte, eine solche Erfolgsgeschichte wie 2001 kann man nicht wiederholen – und nun das. Ein Hammerspiel und ein Hammer-Ergebnis!“ Immer noch mit seinem Gemütszustand ringend, saß Trainer Rastislav Hodul am späten Sonnabendnachmittag im Presseraum des Karl-Liebknecht-Stadions. Eine halbe Stunde zuvor hatten die Oberliga-Kicker des SV Babelsberg 03 in einem erneut hochdramatischen Derby gegen den 1. FC Union Berlin jenen 3:2-Heimsieg wiederholt, der seit dem 18. August 2001 wie ein Denkmal in der SVB-Historie stand.

Dabei hatten Hodul und seine Mannen zuvor alles getan, um gegen den Tabellendritten den eigenen zweiten Platz zu verteidigen. Am Donnerstag hatten sich die Nulldreier noch einmal per Video Sequenzen jenes inzwischen legendären Zweitliga-Spiels angeschaut, und zwei Tage später erinnerte vieles an Babelsbergs Bundesliga-Highlight. Weniger wegen des intensiven Plauschs, in den Detlef Kaminski, Hermann Andreev und Oskar Kosche – vor vier Jahren Präsident, Trainer bzw. Manager des SVB – auf der Tribüne vertieft waren, als vielmehr wegen der Dramaturgie auf dem Rasen vor erneut ausverkauftem Stadion (offiziell also 9254 Zuschauer): Ebenso wie 2001 drehte der SVB einen Rückstand noch zum knappen Sieg. Zweimal gingen diesmal die Unioner in Führung, zweimal glich Babelsberg aus, ehe Nulldrei kurz vor Ultimo den Sack ganz zuband.

Aber der Reihe nach: In Halbzeit eins – in der auf beiden Seiten je eine Chance notierenswert war (16. Froese, 24. Kurbjuweit) und Andreas Lücke nach einem Kopfballduell mit einem Riss im rechten Ohr (der noch am Abend genäht wurde) vom Platz musste (37.) – neutralisierten sich die Kontrahenten mit leichten Union-Vorteilen. Dann aber folgte ein Fußball- Krimi. Daniel Teixeiras 0:1 nach Karim Benyaminas Kopfball an die Querlatte (64.) stürzte Nulldrei nicht ins Verderben, im Gegenteil: „Unsere Moral stimmte heute, wir haben uns umgehend zurückgemeldet“, freute sich später Mannschaftskapitän Patrick Moritz, der nach Zuspiel Georg Froeses aus spitzem linkem Winkel hoch ins rechte Eck zum 1:1 traf (73.). Die Berliner legten erneut vor, als Sebastian Bönig einen 19-Meter-Freistoß sehenswert über Babelsbergs Abwehrmauer hinweg hoch ins linke Eck zirkelte (81.), doch postwendend glich Nulldrei erneut aus: Einwechsler Sven Hartwig prüfte per Fernschuss Union-Keeper Jan Glinker, der musste das Leder prallen lassen, und Froese schob das Leder im Nachsetzen mit dem Schienbein in die Maschen (82.). „Das war nicht anders zu machen“, meinte der Schütze später fast entschuldigend und gestand: „So ein Spiel wie heute habe ich noch nie erlebt.“ Zumal sein Kumpel und Sturm-Kollege Andreas Fricke für das Sahnehäubchen des Tages sorgte, als er kurz vorm Abpfiff die Kugel aus Nahdistanz unter die Querlatte hämmerte (90.). 3:2 – Sieg, Sieg!

Danach brachen alle Dämme. Die Nulldrei-Kicker und ihr Anhang tanzten auf dem Platz und den Rängen im Freudentaumel, während die Fans des 1. FC Union – der mit dieser Niederlage im Aufstiegskampf an Boden einbüßte und auf Platz vier zurückfiel – bitter enttäuscht waren. Einige Berliner Anhänger stürmten nach dem Abpfiff aufs Spielfeld und provozierten vor Babelsbergs Fankurve. Dies und die Raketen aus dem Union-Fanblock, die nach der Pause einen pünktlichen Wiederanpfff verhinderten, werden ein juristisches Nachspiel haben. „Es wird einen Bericht über die Vorfälle an das Sportgericht zunächst zu Lasten Babelsbergs geben,“ sagte Wilfried Riemer, Leiter Spielbetrieb im Nordostdeutschen Fußballverband, den PNN. „Danach werden sicher unter anderem Stellungnahmen der Vereine und Videobeweise zu Rate gezogen.“

Der Babelsberger Freude tat dies am Sonnabend keinen Abbruch. „Mir wurde schon heiß, als ich zum Aufwärmen im Stadion auflief“, erzählte Mittelfeldspieler Bastian Zenk. „Ich hatte beim Abpfiff zitternde Knie“, gestand der nach außen stets cool wirkende SVB-Präsident Rainer Speer. Und während Union-Coach Frank Lieberam hart mit seiner Mannschaft ins Gericht ging („Einige meiner Spieler sind zu grün für einen absoluten Spitzenplatz.“), meinte sein Gegenüber Hodul strahlend. „Wir haben ein sensationelles Spiel gesehen. Meine Mannschaft hat nicht nur Qualität, sondern auch Charakter und ein Riesenherz gezeigt und alles für Babelsberg gegeben – sie hat heute meinen Riesenrespekt verdient.“

Er habe sich, erzählte der SVB-Trainer, nach der Partie gemeinsam mit seinem Vor-Vorgänger Hermann Andreev gefreut. „Nur wir beide, habe ich ihm dabei gesagt, haben das geschafft.“ Und seine Jungs hätten am Sonnabend eine neue Erfolgsgeschichte geschrieben.

Babelsberg: Becker; Lukac (71. Hartwig), Laars, Grossert; Tretschok; Lücke (37. Fabiano), Zenk, Moritz, Kindt; Froese, Fricke.

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