Von Susanna Maier: Eine neue Hürde
Studierende beklagen Notenstress beim Übergang vom Bachelor- zum Masterstudium
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„Hat man sich erstmal durch den Bachelor gekämpft, steht man schon wieder vor einer neuen Hürde“, sagt Stefan Engels*. Denn um nun zum Master zugelassen zu werden, weiß der Potsdamer Biologiestudent, muss er im Bachelorstudium eine gute Durchschnittsnote erreicht haben.
Dass es keinen automatischen Übergang vom Bachelor zum Master gebe, sei nichts Ungewöhnliches, sagt die Präsidentin der Universität Potsdam, Sabine Kunst. Um die Zulassungsvoraussetzungen klar zu definieren, werde zum Jahresende eine Rahmenzulassungsordnung für jeden Master vorliegen, kündigt sie an. Durch die neuen Bedingungen fühlen sich allerdings viele Studierende unter Druck gesetzt. „Es handelt sich nicht um Schikane“, betont die Präsidentin. Im Gegenteil. Mit der Zulassungsbeschränkung könne die Zahl von Studienabbrechern von vornherein minimiert werden, argumentiert sie.
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) kritisiert die Beschränkung und besonders die Art, wie die Durchschnittsnote ermittelt wird. „Laut Brandenburger Hochschulgesetz müssten diese Durchschnittsnoten jedes Jahr neu ermittelt werden“, meint AStA-Sprecher Tamás Blénessy. Schließlich falle die Bewerberzahl nicht immer gleich aus. „Doch an der Universität scheint es feste Quoten zu geben“, sagt er.
„Eine Note wird sich innerhalb eines gewissen Zeitraums nicht dramatisch verschieben“, entgegnet Sabine Kunst. Außerdem weist sie den Vorwurf zurück, dass die Universität ihre Kapazitäten nicht voll nutze. Es würden sogar neue Möglichkeiten für Bachelor und Master geschaffen werden, sollten in einem Studiengang noch Plätze frei bleiben, sagt die Präsidentin. Die Durchschnittsnote werde anhand der „Leistungsfähigkeit der Studierenden ermittelt“, so Kunst. Auch zählten in Zukunft nicht mehr allein die Noten, sondern auch andere „weiche Faktoren“, wie etwa besonderes studentisches Engagement. Das soll bei der Bewertung der Studierenden berücksichtigt werden, sagt Sabine Kunst. Damit werde auch solchen Studierenden die Zulassung erleichtert, die die erforderliche Note nicht schaffen könnten.
AStA-Sprecher Tamás Blénessy meint jedoch, dass soziale Schicksale von der Universität oft nicht berücksichtigt würden. „Es gibt Studenten, die können, zum Beispiel wegen familiärer Probleme, eine bestimmte Durchschnittsnote nicht erreichen“, sagt er. Außerdem müssten die Studierenden schon während des sehr zeitintensiven Bachelorstudiums mit einem zusätzlichen Leistungsdruck leben, so Blénessy. „Ich denke immer nur an die Note, die ich erreichen muss“, bestätigt dies Student Stefan Engels, der die neuen Regelungen zudem nicht besonders „gerecht“ findet.
Dieser Eindruck entsteht bei vielen Studierenden vor allem deshalb, weil für jeden Studiengang andere Bewerbungsvoraussetzungen gelten. So müssen manche Studierende laut der jeweiligen Prüfungsordnung noch ein zusätzliches Bewerbungsschreiben verfassen oder sich einem Gespräch mit einer Prüfungskommission unterziehen.
„Für die Lehramtsstudenten gibt es gar keine Zulassungsbeschränkung für den Master“, nennt Sabine Kunst ein anderes Beispiel. Schließlich könne man nur mit einem Master den Lehrerberuf ausüben, erklärt sie. „Dass auch vielen Firmen ein einfacher Bachelorabschluss nicht genügt, wird hier nicht berücksichtigt“, kritisiert Stefan Engels. Ob gerecht oder nicht – Studierende sollten dieses Anforderungsprofil „nicht in den falschen Hals bekommen“, sagt Sabine Kunst und versichert, dass die Universität alles daran setze, auch in der neuen Struktur ein flexibles Studium zu ermöglichen.
* Name von der Redaktion geändert
Susanna Maier
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